Trailrunning: Estergebirge - Krottenkopf - Fricken

Winni Mühlbauer - Trailrunning - Estergebirge Krottenkopf - Bischof - Hoher Fricken - 27.8.19


27.08.19
Wassernot
Winni

Schon einmal war ich hier, zusammen mit Christian. Damals haben wir das Estergebirge überschritten und sagten uns hinterher: schön hier, aber nochmal müssen wir nicht hierauf. Vor zwei Wochen las ich einen Tourenvorschlag: Hoher Fricken - Traumausblick, und mir fiel ein, dass wir damals von der Hohen Kiste kommend weder auf dem Krottenkopf noch auf dem Bischof waren. Eine Idee, diese Tour vom Wank aus anzugehen, reifte und setzte sich in meinem Kopf fest. Gewitter, Gewitter, Regen in einer Dauerschleife, sagte mein Wetterfrosch voraus, bis sich für den heutigen Dienstag die Sonne zeigte. Und es verdammt heiß wurde. Mir war klar, dass nahezu alle Passagen sonnenexponiert sind. Was mir zum Verhängnis wurde.

Wer sich über die Wanderungen auf die Gipfel des Estergebirges hoch über Eschenlohe bis Farchant informiert, erfährt, dass es keine kurzen Anstiege gibt und eine Übernachtung auf der Weilheimer Hütte empfohlen wird. Auch meine Runde wurde lang: 24,2km, unterlegt mit 1310hm. Und dabei ersparte ich mir den Anstieg hinauf zum Wank und fuhr frühmorgens mit der Bahn. Keine Schlange am Schalter. Nanu? Wo doch ein Mitreisender in der Gondel meinte, er sei hier am Morgen schon mal eine dreiviertel Stunde angestanden.

Oben dann ein phantastischer Blick hinüber zu den drei Gipfel, die ich heute besuchen möchte. Und ein banger Blick zum wolkenlosen Himmel. Erstmal aber freue ich mich, den heutigen Tag mit einem Downhill zur Esterbergalm beginnen zu können. Ich laufe den nordseitigen Pfad hinunter, der nahe am Eckenberg abzweigt. Schattig ist es, und lustig schlängelt sich der Trail in vielen Serpentinen zu Tale. Spannend der Blick hinüber zum felsigen Ausläufer des Hohen Fricken, dem Ochsenberg. Da geht es am Ende hinunter, in einer großen Linkskurve vorbei an den Felsen.

Kurz bevor ich auf den Wanderweg treffe, der von GAP und Farchant herauf führt, wartet eine Tränke mit eiskaltem Wasser auf mich. Kappe eingetaucht und raus in die Sonne. Vorbei geht's an der Esterbergalm, die wenig romantisch in einem Hochtal auf 1264m Höhe liegt. Noch ist es früh am Morgen, angenehm der kühle Wind. Weit der Blick zum Krottenkopf. Schneller als gedacht tauche ich kurz in den Bergwald ein. Der Wanderweg wird steiler und bringt mich hinauf in ein weiteres Hochtal, das zwischen den schroff abfallenden Flanken des Bischofs und dem Krottenkopf liegt. Nach 10km erreiche ich die Weilheimer Hütte (1955m) des DAV und beginne den kurzen Aufstieg hinauf zum Krottenkopf. Ein paar Serpentinen durch felsiges Gelände und ich stehe am höchsten Gipfel (2086m) des bayerischen Voralpenlandes. Mein erster 2000er in diesem Jahr.

Die Aussicht ... phantastisch! Rechts entdecke ich den markanten Gipfel der Hohen Kiste und den Pfad, der Christian und mich 2015 zur Weilheimer Hütte gebracht hatte. Links mein nächstes Etappenziel, der Sattel vor'm Bischof*, von wo aus ich auf die östliche Seite des Bischofs wechsle und unterhalb den bärbeißigen Pfad überwinde. Der zieht sich. Auf der anderen Seite angekommen steht ein Schild: links Bischof, rechts Fricken. Der Bischof war fest eingeplant, also hinauf, so sehr ich auch schwitze und mir langsam das Wasser ausgeht. ( 2,5 Liter waren gebunkert. Einen weiteren viertel Liter holte ich mir auf der Weilheimer Hütte aus dem Hahn, trotz "Kein Trinkwasser"). Die gleiche lange Wegstrecke, die ich untenherum unterwegs war, geht es jetzt nochmal rauf zum Kreuz. Erst durch eine aufgeheizte Latschengasse, dann über schrofiges Gelände.

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Tipp: Auf diesem Sattel* steht ein Kreuz. Von dort lohnt es sich, direkt an die nordöstliche Flanke des Bischofs zu gehen
und den kurzen Aufstieg zum Gipfel zu suchen. Die Latschen, so erfuhr ich heute, haben den Pfad überwuchert, so dass
er nicht leicht zu entdecken ist. Christian und ich bissen uns damals schon die Zähne aus, und ich auch heute wieder. Auf dem
Bischof traf ich jedoch einen Wanderer, der diesen Pfad hochgekommen war.
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Die Anstrengung hat sich gelohnt. Auch der Blick vom Bischof (2033m) ist fein; und das nächste Etappenziel, der Hohe Fricken gut zu sehen. Kerzengerade führt die Linie, auf der ich gleich unterwegs sein werde, direkt zum Kreuz. Bis dahin kenne ich den Weg, danach wird es spannend. Statt vom Fricken zurück zum Sattel zwischen ihm und dem Bischof zu laufen, von wo aus es hinunter zur Esterbergalm geht, möchte ich auf einem alten und wenig begangenen Steig runterlaufen. Freu! Noch aber ahne ich nicht, was mich dort erwartet. Erstmal aber stehe ich noch auf dem Bischof und kann mich nicht satt sehen.

Ein paar Schlucke aus dem Schlauch, mehr traue ich mich nicht. Dann runter durch die Latschengasse. Den Abzweiger lasse ich links liegen und laufe gerade aus weiter, den holprigen Pfad hoch zum Fricken. So steil und felsendurchsetzt hatte ich ihn nicht Erinnerung. Wieder und wieder bleibe ich stehen und schaue zurück auf den Bischof und weiter zum Krottenkopf. Nach insgesamt 17km erreiche ich das Gipfelkreuz etwa unterhalb des höchsten Punkts (1949m). Leider ist die Aussicht aufs Wetterstein mit der Zugspitze nicht so doll, da sehr diesig. Ziemlich geschafft und ausgelaugt überschreite ich den Fricken und beginne mit dem Abstieg. Der ruppige Pfad verläuft ein ganzes Stück südwärts auf einem Kamm und steuert geradewegs auf den Abbruch des Ochsensberg zu, bevor er den großen Bogen nach links hinein in den Berwald macht.

Erste Krämpfe in den Adduktoren des rechten Beins. Ich bleibe stehen, schlucke mit wenig Wasser Mineral- und Salztabletten, dazu Magnesium. Kurze Pause. Dann weiter. Zwanzig Minuten später erneut Krämpfe. Wenn ich stehe, spüre ich in meinem rechten Bein keinen Tonus mehr. Pause und leichte Massage der Triggerpunkte. Nochmal Spurenelemente. Nur, was nützen die ohne ausreichend Flüssigkeit! Ich setze mich. Beim Aufstehen gleich die nächsten Krämpfe. Rauf auf den Wank, den ich optional am Ende noch eingeplant hatte, schminke ich mir ab. Will nur noch zum Auto. Überschlagen noch 5km. Erstmal aber muss ich vom Fricken runter, und der Pfad ist steil. Immer noch. Schon oben musste ich einige unschwere Felsstufen hinunterklettern bei Temperaturen im Schatten von 27 Grad.

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Alternativer Pfad - leichter.
Hier beschrieben: outdooractive.com
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Wieder stehe ich auf, trinke nahezu den Rest meines Vorrats, und laufe weiter. Laufe, weil der Pfad zum Laufen einlädt. Mein linker Fuß noch in der Luft, dann am Boden. Autsch! Schmerzhaft umgeknickt. Null Tonus, da Krampf in den linken Adduktoren. Ich ziehe den Schuh aus und bewege mein Sprunggelenk. Keine größeren Schmerzen. Schon mal gut. Ich sitze in der Sonne auf der Wiese und überlege. Haue nochmal alle Tabs und alles Wasser rein, was ich habe, und pausiere noch eine Weile. Blick aufs Navi. Noch etwa ein Kilometer, und ich sollte auf den Predigtstuhl und wenig später auf den Wanderweg treffen, der von GAP/Farchant zur Esterbergalm führt. Da sollte es doch irgenwo Wasser geben. Ich stehe auf, prüfe mein Sprunggelenk, das mir zuflüstert: beweg mich! Den Wunsch erfülle ich gerne und gehe los. Fühlt sich gut an. Wo möglich, laufe ich. Vorbei an einem kleinen Felsen, könnte der Predigtstuhl sein. Unten dann schon der Wanderweg in Richtung Daxkapelle, dem ich nach insgesamt 20km bis jetzt erreiche. Ich laufe weiter und bleibe irgendwann abrupt stehen. Links spiegelt etwas in der Felswand. Ein Rinnsal. Wurscht, woher er kommt, ich trinke und trinke, mache meine Kappe noch patschnass ... und wenige Minunten laufe ich nicht mehr, sondern sause den Rest hinunter zum Parkplatz der Wank-Bahn.

Hier die Etappen der Runde, die ich gerne empfehle: Bergstation Wank - Esterbergalm - Krottenkopf - Bischof - Hoher Fricken - Predigtstuhl -Talstation (oder nochmal hoch zum Wank und dann hinunter).

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Von einer befreundeten Heilpraktikerin erfahre ich aus ihrer Sicht mein heutiges Problem: Aufgrund der Dehydrierung waren
die Nieren in Not, die alle Energie abgesogen hatten und dann die hierfür typischen Krämpfen in den Adduktoren ausgelöst haben.
Klingt plausibel.
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Hier noch ein tolles Video: 38,7 KM + 2931 HM beim "Werdenfels Trail" // Estergebirge Überschreitung als Tagestour
Bis (hoffentlich) bald:
In the meantime: THE NEW ROSES - Glory Road

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Blick vom Wank auf (von rechts nach links): Krottenkopf - Bischof - Hoher Fricken


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