Winni Mühlbauer - Trailrunning - Wank via Gschwandtnerbauer: 24.04.2019


24.04.19
Na also, geht doch!
Winni

Meine bange Prognose, wann das Herumsausen in den Bergen nach dem vielen Schnee wieder möglich sein wird, datierte ich auf frühestens Pfingsten. Und ganz falsch liege ich damit wohl nicht. Aber es gibt ja den Wank (1780m). Oberhalb von Partenkirchen gelegen ist seine Südseite ideal fürs Frühjahr. Wenn da nicht die Staus bis zu einer Stunde ab Eschenlohe wären. Und dann noch das Gezuckel durch den Münchner Berufsverkehr. Daher fahre ich nur noch auf die A95, wenn Schulferien sind.

Der Wetterbericht prognostizierte bis 10 Uhr Wolken, dann Sonne. Genau anders herum kam es. Fürs Parken löhne ich (ungern) 5,00 Euro. Nein, Inflation gibt es nicht. Ich ziehe meine Sommerlaufsachen an und mache mich auf zum Philosophenweg. Geplant ist, den Wank oberhalb vom Gschwandtnerbauer in Angriff zu nehmen. Am Gipfel werde ich mir die Option offenhalten, hinunter zur Esterbergalm und dann nördlich in einer Schleife hinunter zur Talstation zu laufen.

Auf zum Gschwandtnerbauer! Immerhin 7km, aber nur 300hm. Unterhalb der Talstation erreiche ich den Philosophenweg, laufe im Schatten hinunter an den Rand von Partenkirchen, bin zunächst auf dem Brunhäuslweg auf Asphalt unterwegs, folge der Hasentalstraße bis zu einem Abzweiger nach links. Endlich geht es auf einem Wanderweg leicht bergan. Nach gut 3km stehe ich an einer Kreuzung und kratze mich am Kopf. Links zum G-Bauern, rechts zum G-Bauern. Aber nichts von der Gamshütte, die mein erstes Zwischenziel sein sollte. Eine Wanderin informiert mich darüber, dass die abgebrannte Gamshütte jetzt neu gebaut wurde und Tannenhütte heißt. Das ist der Unterschied zwischen der Navigation mit Menschen und Handy! Von Menschen erfährt man mehr, vor allem, wenn man sich auf einen Plausch einläßt, was bei mir Teil vom Laufen in der Natur ist.

Rechts weiter wäre es auch gegangen, dann aber wäre ich nicht in den Genuß gekommen, auf einer Hängebrücke über der Faukenschlucht zu schweben, der Hackerbrücke. Mit einem Hackerangriff bei diesem schönen Wetter rechnete ich nicht. Wenig später erreiche ich die Tannenhütte. Sie von fernen zu sehen, reicht mir. Urig ist anders. Es kommt noch schlimmer. Rechts geht es auf einem Pfad weiter, heißt es in der Beschreibung hinüber zum G-Bauern. Ich aber laufe über einen breiten, braunen, bazigen Weg, von schwerem Gerät geschundener Waldboden. Vielleicht waren die durch hohe Schneelast geknickten Bäume ein guter Grund, hier eine Schneise für spätere Abholzungen zu schlagen.

Froh, dieses Stück hinter mir zu haben, verschluckt mich der Wald, und ich bin wieder auf einem Wanderweg unterwegs. Ich kenne diesen Abschnitt, wenngleich ich hier mit Christian bei Minusgraden von unter 10 Grad Ende Januar 2017 vom G-Bauern herkommend unterwegs war. Der Blick hinüber zum Wetterstein und Karwendel damals wie heute phantastisch. Der Weg wandelt sich immer mehr zu einem Gebirgspfad. Bevor es allerdings hinauf zum Wank geht, muss, nein darf ich, 100hm hinunterwieseln. Gleich zu Beginn stoße ich auf vier Mütter mit einem Babyjogger, die kurz vor Ende ihres Anstiegs hängengeblieben sind und arg schnaufen (und jammern). Ob es noch weit hinauf gehe? Ich kann sie beruhigen und laufe weiter. Die wenigen Höhenmeter hinunter sind flugs vorbei, und ich freue mich auf die 1000hm Downhill am Ende der Runde. Erstmal aber geht es oberhalb vom G-Bauern 700hm hinauf - und ich werde überrascht.

Ein paar Schneereste, ok, die werden wohl herumliegen. Die ersten Fleckchen gab es schon im Wald in Richtung G-Bauern. Aber dass ich schon nach 200hm im Anfstieg immer mehr durch Schnee stapfen und durch Rinnsale laufen muss, auf der sonnenverwöhnten Südseite des Wanks, dass erstaunt mich schon. Zudem verdüstert sich der Himmel zusehens, und es nicht nur der Saharasand. Die Wetterfront von Westen kam schneller als angekündigt. Nach 10km spuckt mich der Bergwald aus und ich erreiche einen Unterstand. Schaue hinübe zum Wetterstein. Seltsam klare Konturen. Für mich geht es über eine Kuppe mit geschlossener Schneedecke weiter. Ich wurstel mich nach oben und sehe dann weit vor mir den Windsack nahe des Gipfels tanzen. Kalt weht inzwischen der Wind, doch ich weigere mich, meine dünne Jacke rauszuholen. An der Bergstation die ersten Damen im dicken Daunenanorak, die Kapuze übergezogen. Ich im Sommertank. Ernte Blicke. Der Himmel jetzt total zu.

Nach 12 Laufkilometer bergan zieht es mich zum Downhill. Die kurze Runde über den Ameisberg, von wo aus es hinunter zur Esterbergalm geht, erspare ich mir. Es soll dort noch richtig viel Schnee liegen. Dem drehe ich den Rücken zu und freue mich wie ein Schneekönig (der trotz Kälte und Schnee über einen Berg hüpft und singt) auf die vor mir liegenden 1000hm hinunter zur Talstation. Den Kopf umgestellt und los geht's. In wilden Kehren hinunter, technisch nicht schwer, geht es in Richtung Mittelstation, die rechts liegen bleibt. Im Windschatten des Berges ist es mild. Ein schmaler Bergpfad geradeaus weiter, bzw. links, bringt mich weiter hinunter, und endlich, endlich bin ich wieder verbunden mit dem, was mein Trailrunnerherz höher schlagen lässt: Aktives Sein im Hier und Jetzt, im Flow. Berauschend und süchtigmachend. Sechs lange Kilometer hält dieser Rausch an, die Oberschenkel glühen.
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Muskelkater
Im aktuellen Trail-Magazin erklärt eine Läuferin und Biochemikerin, warum der "Muskelkater" nach einem Bergablauf
sehr schmerzhaft ist und bis zu sieben Tagen dauern kann: Bei intensiver exzentrischer (abbremsender) Muskelarbeit
sind weniger Muskelfasern aktiv als bei einer konzentrischen (bergauf). Die einzelnen Fasern sind so einer größeren
Belastung ausgesetzt. Es kommt zu Entzündungen und Schwellungen im Muskel. Bis der Körper darauf reagiert, dauert
es 12 bis 72 Stunden.
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Es war eine tolle Runde, der Schnee ist längst vergessen. Hinter mir liegen 18km und 1200 Höhenmeter. Schon jetzt bin ich zappelig und hoffe, dass es bald wieder weitergeht. Die Planung läuft schon.

Bis bald:
In the meantime: Bluegrass Underground features Turnpike Troubadours!

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