Trailrunning: Tegernsee - Schliersberg - Tegernsee

Winni Mühlbauer - Trailrunning Tegernsee: Tegernsee - Schliersberg und zurück: 10.5.19


10.05.19
Trail statt Boxsack
Winni

Für Trailrunner ist der Schliersberg ein Fliegenschiss. Dennoch hat er einen Vorteil: Er ist hübsch weit weg vom Tegernsee. Noch sitze ich zu Hause und schaue auf das Regenradar. Um 10 Uhr fahre ich los. Eine Stunde später ziehe ich mich oberhalb des Bahnhofs von Tegernsee um. Diesen Tag habe ich mir erkämpft: Habe mit einem Paketzusteller (7,3 Mrd. Euro Jahresumsatz) Probleme, weil der Fahrer derart überfordert war, dass er sieben Tage einfach bei mir vorbei fuhr. Nach einem Katz-und-Maus-Spiel mit dem Live-Tracking konnte ich ihn mir gestern um 16:15 Uhr endlich auf der Straße schnappen und mir meine 2 Pakete (eines war 2 Wochen in seinem Wagen) holen. Zu der Zeit war das Fahrzeug noch zu 3/4 gefüllt.

Wie befreiend dann heute das Einatmen von kühler Waldluft auf dem Bayernweg rauf zur Neureuth! Vor mir 31 Kilometer und 1400hm, was ich anfangs nicht wusste. Geplant waren 25km. Den Bayernweg bin ich schon oft rauf und runter, und vor allem bergab macht er richtig Spaß. Leider lagen da noch immer viele Bäume quer über den Weg. Windbruch und Schnee. Tut weh, auch wenn es die Natur verursacht hatte. Ich erreiche die Neureuth. Bei schönem Wetter proppenvoll. Heute leer. Der Blick auf Hirschberg, Ochsenkamp und Fockenstein frustriert mich. Schnee überall, aber nicht laufbar. Der Himmel noch immer trüb. Immerhin kein Regen. Angekündigt waren Schauer. Auf der ganzen Runde konnte meine Regenjacke verstaut bleiben. Ein paar Tropfen, das war's. Sechs konsultierte Wetterfrösche lagen daneben. Nur einer lag richtig: der vom DAV.

Flott laufe ich dahin auf dem überwiegend flachen bis leicht ansteigenden Wanderweg hinüber zur Gindelalm. Kalt ist's im Wald. Kurz bevor mich dieser ausspuckt, liegen wieder mehrere Fichten quer. Dazwischen ist es tief bazig. Wenige Meter später laufe ich über Schnee, nicht unerwartet. Kurz nach der Gindelalm der höchste Punkt heute, auf 1331m. Die ersten 530hm habe ich im Sack. Weiter im Wald unter und über umgeknickte Bäume hinweg laufe ich tendenziell leicht bergab der Huberspitz (1051m) entgegen. Ein Hotspot für Tagungen und Seminare am Berg. Teilnehmer fläzen auf Holzliegen und gucken mich komisch an. Vielleicht kamen sie von der Waterkant. Trailrunning unbekannt. Unten schon der Schliersee zu sehen, und vor mir ein lustig geschlängelter Singeltrail, der bald in einen steilen wurzeligen Pfad übergeht und mich hinunter bringt nach Breitenbach. 200hm auf 1km. Sattgrüne Maiwiesen empfangen mich. Ein Augenschmaus nach dem Dunkel im Wald.

10km liegen hinter mir. Einige nicht eingeplante km vor mir, da mir meine Planung mit dem brouter.de eine Streich gespielt hatte. Der direkte Weg zur Kirche und von dort zu Talstation der Schliersbergbahn geht nicht, da Bahngleise dazwischen liegen. In einem weiten Bogen durch eine herrliche Wiese und vorbei an einer Solitärfichte in Richtung Hausham laufe ich überwiegend im Grünen zu einem Bahnübergang an der Haupstraße. Dieser folge ich bis zu einem Sportgeschäft. Dort biege ich links ein und erreiche die Talstation. Diesen Weg muss ich auch wieder zurück.

Steil geht es hinauf zu meinem heutigen Ziel, der Schliersbergalm. Zunächst auf Asphalt, dann auf einem Wanderweg, ziehe ich mich wandernderweise hoch. Nicht gerade berauschend, die Panoramen jedoch aufgrund der Lichtspiele mystisch. Ich hier unterwegs in der Sonne, drüben Schatten und Sonne. Schön zu sehen die Brecherspitz und die Bodenschneid, leider auch noch mit Schnee zugesch... Die 300hm sind rasch genommen und nach gut 15km erreiche ich die Alm, äh, die Vergnügungsstätte. Einen Schliersberg mit Kreuz gibt es nicht, nur den Rohnberg (1257hm), zu erreichen in 30 Min. über einen Forstweg. Nein danke. Möglicherweise kann man hier in der Umgebung auch auf Trails laufen, allerdings km-mäßig sehr beschränkt - siehe Karte. Ich beschränke mich auf die vor mir liegenden 15km zurück und hoffe, weiterhin im Trockenen unterwegs sein zu können. Was ich allerdings dringend bräuchte, wäre Luft und Wasser. Beides bekomme ich an einer Tanke im Ort.

Nach dem Bahnübergang überlege ich, ob ich über den Hennerer oder wieder über die Huberspitz zur Gindelalm laufen soll. Zum Hennerer führt eine Teerstraße, danach ein breiter Forstweg. Ich entscheide mich für den steilen Aufstieg zu den fläzenden Seminarteilnehmern. Weiter geht es leicht bergan zur Gindelalm. Und dann bin ich baff: Almwirte schrauben gerne an ihre Wasserquelle das Schildchen "Kein Trinkwasser". Kann stimmen oder auch nicht. Auf der Gindelalm hat man gestern eine niegelnagelneue "Sanitäranlage", so die Wirtin, aufgestellt, aus Holz und mit zwei getrennten Hähnen und Becken, "dann könnt's ihr hier im Sommer Wasser haben". Vorbildlich! Das Ding war nicht billig. Im weiteren Gespräch sind wir aufs Wetter gekommen und die entsprechend wenigen Gäste. "Ja, mei, da koma nichts macha, man muas nehma wias kommt." Und das mit einer freundlich Miene. Da kommt man gerne wieder; meine nächste Jause ist schon fest eingeplant. Jetzt noch rüber zur Neureuth und mit neuer Kraft und voller Konzentration die letzten 4km auf dem Bayernweg hinuntergedüst.

Eine Runde, die durchaus empfehlenswert ist, da man zwischendurch gut Strecke machen kann und die Kontraste sehr groß sind. Hier nochmal die Etappen: Stadt Tegernsee - auf dem Bayernweg zur Neureuth - Gindelalm - Huberspitz - Ort Schliersee - Schliersbergalm und zurück.

Übrigens: Heute war ich zum dritten Mal mit meinem neuen Trailschuh Salomon Sense Pro 3 unterwegs, mit wachsender Begeisterung. Hoffe, dass ich den Schuh dieses Jahr auch mal auf über 2000m in alpinem Gelände testen kann.

Bis bald:
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Blick vom Schliersberg auf See und Bodenschneid


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