Trailrunning - Schinder

Winni Mühlbauer - Trailrunning - Schinder 28.5.18


28.05.18
Flow und Herumgewurschtel
Winni + Christian

(jmd. schindet jmdn.): jmdn. so hart arbeiten lassen, dass es wie eine Folter ist.

Wie schon im Herbst 2017 geht es ins Valepp, diesmal mit Christian. Weil ich damals nach der Ritzelsberg-Alm auf der Südseite des Österr. Schinder orientierungslos einfach einem Bachbett gefolgt war und danach nicht die Trails hinunter zur Erzherzog-Johann-Klause gelaufen bin, wusste ich, diese Runde laufe ich nochmal. Sie ist 20km lang und unterfüttert mit ca. 1500hm.

Wenige Meter vom schattigen Parkplatz nahe dem Forsthaus Valepp (hier nur Parkplätze in der Sonne) geht es gleich auf einen Singletrail, der leicht ansteigend gut zu laufen ist. War die Natur damals im Herbst schon schön, so ist sie es auch jetzt im Mai. Gelbe und blaue Wiesenblümchen strecken ihre Köpfe in Richtung Sonne. Und die scheint heute satt. Nach 4km spuckt uns der Bergwald aus und wir erreichen einen sonnendurchfluteten Kessel unterhalb des Schinders. Bescheiden ruht hier die kleine Trausnitzalm (1430m), die offiziell nicht bewirtschaftet ist, eine Sennerin jedoch hin und wieder Getränke verkauft.

Wir laufen weiter und erreichen einen Abzweiger, von dem aus es nur wenige hundert Meter hinüber zum Trausnitz-Marterl sind. Christian und ich gehen trotz Hitze die noch knapp 2km zum Gipfel (1809m) - zum Laufen ist es leider zu steil -, den wir überschreiten wollen. Ein paar Mal müssen wir die Hände anlegen und über kurze und nicht exponierte Stellen kraxeln.. Oben an der Kante gibt es feine Tiefblicke, auch ins bekannte Schinderkar, das den Ö-Schinder mit dem B-Schinder verbindet.

Ohne uns zu setzen schauen wir oben angekommen auf die nahen Berge, die für Christian fremd sind, weil er diese Ecke kaum kennt. Er macht die Halserspitz aus, die von hier aus wie ein einzeln stehender Berg aussieht, da sie den dahinter liegenden fantastischen Blaubergkamm verdeckt. Der uns eben noch unbekannte hohe Berg auf der anderen Seite des Tals entpuppt sich als das Hintere Sonnwendjoch, der mit 1986m höchsten Gipfel im Mangfalltal. Ideal für alle, die gerne auf einem Forstweg ihr Gipfelglück erleben wollen. Noch näher und sozusagen unter uns dann der Bayerische Schinder (1796m). Wenn auch nicht ganz klar aber dennoch gut zu sehen ist der Hohe Tauern und der Wilde Kaiser, der dieses Jahr auf unserer Liste steht.

Nachdem ich mein Fläschchen mit Hafermehlsuppe zu etwa Dreiviertel geleert habe - Christian vergaß darauf, was ihn später noch wurmte - beginnt unser Downhill auf der Südseite hinunter zu Ritzelsberg-Alm. Und da begann das Herumgewurschtel auf dem Trail, denn ein Laufen ist hier nahezu unmöglich. Den ganzen langen Weg hinunter stellen sich Latschen frech und widerspenstig in den Weg und lassen uns hart arbeiten, nicht selten derart, dass wir uns tief bücken müssen. Gut, gehört zum Trailrunning, wie das Durchschreiten von Bächen oder sumpfigen Untergründen auch. Ne Schinderei war es dennoch, zumal die aufgestaute Hitze in den Latschengassen kräftezehrend war. Der Trail selbst war abschüssig und oft zugewachsen.

Nahe der Alm erreichen wir den Baum, an dem die Wegweiser derart deppert angebracht sind, dass der Pfad hinunter zum Trausnitzmarterl kaum auszumachen ist. Was mich vor einem halben Jahr bewog, einfach dem trockenen Bachbett zu folgen, das hier begann. Und heute? Christians GPS wies uns anfangs den Weg, ein Pfad der links am Hang hinauf führte, dann aber immer wieder überwachsen ins Leere lief. Zweimal mussten wir zehn bis zwanzig Höhenmeter hinaufsteigen, um wieder in der Spur zu sein. An ein Laufen im Flow war auch hier nicht zu denken.
...........................................................................................................................................................................................
Tipp: Da der Südhang mit seinen Latschen und der weitere Verlauf zum Trausnitz-Marterl keine Lauffreude aufkommen
lassen, empfehlen wir, vom Gipfel wieder hinunter zu der Trausnitz-Alm zu laufen und von dort am Abzweiger direkt zum
Marterl.
............................................................................................................................................................................................
Landschaftlich allerdings ist es hier reizvoll und zudem abgeschieden. Kein Mensch unterwegs. Wir erreichen das Marterl und mit ihm stehen wir bald auf einer Forststraße. Die führt endlos dahinmäandernd hinunter zur Erzherzog-Johann-Klause, eine Stauanlage an der Brandenberger Ache. Heute laufen wir jedoch die Trails, die uns in drei Etappen hinunter zur Klause bringen und ausgeschildert sind. Auch wenn diese Pfade kein Hit sind, Abwechslung und Spannung sind garantiert, dank ein paar wegloser steilerer Abschnitte. Selbst hier sind wir wie fast die ganze Runde sehr der Sonne ausgesetzt.

Ich freue mich auf die schattige (namenlose?) Klamm zwischen der Klause und Valepp, die google nicht kennt. Mr. Suchmaschine gibt als Fußweg an: 7,28 Stunden, 30,1km. Wir laufen die Abkürzung. Nach der Klause geht es über eine Brücke und in einem großen ansteigenden Bogen über einen Forstweg in Richtung Valepp. Eine kleine Tafel auf der linken Seite weist uns den Weg hinunter zur Brandenberger Ache, der wir gegen die Strömung folgen, zunächst direkt neben dem Bachbett, später mehr und mehr ansteigend. Hier ein Video: Wanderung von der Valepp zur Erzherzog Johann Klause

Wie schon vor einem halben Jahr finde ich diesen Streckenabschnitt am schönsten, auch, weil hier endlich mal fetzige Trails sind und die Landschaft zudem gebirgig anmutet. Wer keine Lust auf eine große Runde hat, kann hier hin und her laufen und zwischendurch in die Ache hüpfen. Am Parkplatz angekommen gehen auch Christian und ich baden, in der seichten Valepp gleich neben dem Parkplatz. Während das alkfreie Bier auf Betriebstemperatur herungergekühlt wird, lassen wir den Tag auf einer Kiesbank quatschend ausklingen.

Bis bald:
In the meantime: Ensiferum: Victory Song (with lyrics)

Trailrunning Trausnitzberg

Zurück

Trausnitzberg bwz. Österr. Schinder

Weiter

Trailrunning - Trausnitzberg (Ö-Schinder)

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.

Blick auf den Bayerischen Schinder In der Bildmitte die Halserspitz, die den dahinterliegenden Blaubergkamm verdeckt.


Zur Übersicht