Winter Trailrunning: Tegernsee - Wallberg

Winni Mühlbauer - Wintertrailrunning Wallberg - 24.3.18


24.03.18
Trailfastenbrechen
Winni

Genug gefastet. Aus, Äpfel, Amen. Nach fast zwei Monaten ohne Nahrung für die Seele halte ich es nicht mehr aus. Ich muss auf 'nen Berg. Wurscht, ob mit oder ohne Schnee. Weit wollte ich bei dichtem Osterverkehr nicht fahren, also zum Tegernsee. Und wo hinauf? Auf dem Wallberg war ich im verschneiten Winter noch nie. Die schattigen Wege sollten noch ohne Batz sein. Also nix wie los.

Das mit der Winterpfadrennerei und dem Batz: Wenn man nicht in den Bergen wohnt, ist es schwer, einzuschätzen, wie die Verhältnisse sind. Pisten werden präpariert, Pfade nicht. Der Wunsch, einigermaßen laufbare Untergründe unter die Trailschuhe zu bekommen, wird leider nicht immer erfüllt. Und so ist der Kopf auf der Fahrt in die Berge damit beschäftigt, wie es wohl heute sein wird. Beim Wallberg bin ich optimistisch, da die Pfade nordseitig durch den Wald hinaufführen. Zudem ist der Berg meist gut besucht.

Parken an der Wallbergbahn kostet nichts. Gleich hinter der Talstation beginnt der Wanderweg. Von Beginn an laufe ich über niedergetrampelten Schnee und gewinne rasch an Höhe. Dann eine Kreuzung. Links der Sommerweg, rechts der Winterweg. Gleichzeitig die Streckenführung des legendären Wallberglauf, den es leider nicht mehr gibt. Ich laufe rechts weiter. Der gespurte Pfad zieht deutlich an, der Schnee ist griffig.

Nach bald zwei Monaten Abstinenz genieße ich die frische Waldluft, das Unterwegssein und die Anstrengung. Ein wenig beißen muss ich schon, will ich nicht wandern. Dennoch schalte ich bei steileren Anstiegen immer wieder einen Gang zurück und gehe. Von Batz keine Spur, nichtmal auf den sonnigen Abschnitten, und dabei geht es auf Mittag zu. Wiedermal einen perfekten Tag erwischt. Auf 1117m passiere ich die Wallbergmoosalm, von der aus ich im Winter 2015 einen Sonnenuntergangslauf am Setzberg gemacht hatte. Die ersten 400 Höhenmeter habe ich schon mal im Sack. Weiter gehts auf dem tollen Wintertrail, mal in der Sonne, mal im Schatten. Noch schraubt sich der schmale Winterweg im Bergwald nach oben, bevor er auf den Sommerweg trifft. Bald wird der Wald lichter und gibt den Blick auf den Setzberg frei, der fest eingeplant war; die Rundumsicht ist fantastisch, und das Runterrennen macht Spaß.

Also laufe ich gleich um das Wallberghaus am Sattel zwischen Wallberg und Setzberg herum und beginne mit dem Aufstieg. Links entdecke ich grüne apere Stellen, auf die ich sofort zusteuere. Hübsch steil, aber es geht voran. Weiter oben nur ein paar Tourenskigeher. Aber keine grünen Stellen mehr. Ich lande in allerfeinstem Pulver, und das bei intensiver Sonneneinstrahlung. Das Aufwärtswühlen beginnt. Derart anstrengend hatte ich es mir allerdings nicht vorgestellt. Bei jedem Schritt rutsche ich weg, selbst auf den Spuren der Tourengeher. Ging das im Rofan Mitte Januar noch ganz gut, bin ich heute eher am Verzweifeln. Und das steilere Stück liegt noch vor mir. Ich überlege. Da ich auf diesem tiefen Pulver nicht runtersausen kann, macht es keinen Sinn, mich weiter hinaufzuwühlen. Ich drehe um.

Am Sattel laufe ich hoch zur Wallbergkapelle mit ihren vielen Bänken zum Verweilen. Ich ergattere ein windgeschütztes Plätzchen an der Rückseite der Kapelle, genieße die Sonnenstrahlen und schaue hinüber zum Setzberg. Schon schade! Aber auch hier ist es schön. Vor mir stehen drei junge Damen mit knallengen Jeans am Zaun und genießen die Aussicht, wie auch ich. Was für ein Panorama! Ein Viertelstündchen habe ich mir in der Sonne gegönnt, dann lockte der Downhill. Schon beim Hochlaufen freute ich mich, über diesen weichen Schneeteppich talwärts sausen zu dürfen.

Mit langen Schritten renne ich los, achte erstmal weder auf Fersenlandung noch auf nichtvorhandene Stolpersteine und genieße den Abschluß des heutigen Tages wie ein Fastender, der nach 7 Tagen sein Fasten mit einem saftigen Apfel bricht, das Hineinbeißen genießt und seine Achtsamkeit auf das langsame Kauen richtet, so wie ich meine Achtsamkeit auf den Trail richte und weiß, dass vor mir Fünf-Gänge-Menüs liegen, lange Läufe über mehrere Gipfel - hoffentlich bald wieder mit Christian, der noch immer mit Disbalancen am unteren Rücken zu kämpfen hat.

Hier die Daten: Ein kleiner Apfel nur, dafür knallrot und süß: 12 km und ca. 1000 Höhenmeter.

Bis bald:
In the meantime: Wolfheart - Last Of All Winters

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