Trailrunning im Karwendel: Falkenrunde - 20.9.14

Winni Mühlbauer - Trailrunning im Karwendel Falkenrunde am 20.9.14


20.9.14
Huru Kama Ndege
Winni

Das ist Suaheli und heißt "Frei wie ein Vogel". Unter diesem Team-Namen bin ich den Base-Trail des Zugspitzultra gelaufen.

Wettkämpfe seien für sie eher ein "Abfallprodukt", las ich im Blog einer Trailrunnerin. So krass möchte ich das ich nicht ausdrücken, vielmehr sehe ich solche Veranstaltungen als willkommene Begleiterscheinung, die man planen und laufen kann, oder auch nicht. So sehr es auch Spaß macht, sich im Wettkampf mit anderen zu messen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und traumhafte Trails oder Bergläufe so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und im Ziel zu jubeln: man ist abhängig von Ort, Zeit und Wetter. Und auch der erzwungene Blick auf die Uhr läßt sich nicht vermeiden.

Bei vielen Trail- und Berg-Wettbewerben in diesem lausigen Sommer war Dauerregen ein Begleiter, und die Aktiven bekamen von den grandiosen Bergkulissen nur wenig zu sehen. Hier nur ein paar solcher verregneten Wettkämpfe: GoreTex Trans-Alpin-Run, Salomon 4 Trails, Karwendelmarsch, Pitztal Trail-Maniak, Zugspitz Trailrun Challenge, Swiss Alpin Marathon ... und, und, und.

Den meisten Trailrunnern, auch weiblichen, macht das nichts aus, sie sausen bei jedem Wetter in den Bergen herum, vielen kann es nicht schwer genug sein. Für mich dagegen kann die Sonne gar nicht hell und lang genug scheinen, wenn ich in die Berge laufen gehe. Vielleicht liegt das daran, dass ich mit wenigen Aussnahmen dreißig Jahre auf keinem Berg mehr war. Laufe ich bei Regen einen Trail, bin ich zwar in den Bergen, sehe sie aber nicht. Vor diesem Hintergrund bedeutet für mich, sich frei wie ein Vogel zu fühlen, dass ich Ort und Zeit für's Trailrunning selbst bestimme - mit einem Blick auf das Wetter. Dann stelle ich den Wecker, setze mich ins Auto und mache mich auf in die Berge. Die Laufstrecke plane ich vorher oder lasse mich unterwegs überraschen.

So war für gestern eigentlich der Hörnleberglauf geplant, ein kurzer Berglauf auf einem Forstweg mit lustiger Siegesfeier. Der Start war festgelegt auf 16:00 Uhr. Da aber solllte es laut Wetterbericht gewittern. Für die traumhaften Karwendeltäler dagegen war bis zum Nachmittag Sonne gemeldet und ein warmes Lüfterl aus Süden. Da ich die Falkenrunde mit ihren 26km und gut 1000Hm unbedingt noch im Herbst machen wollte, stand ich früh auf und fuhr nach Hinterriß.

Vom P4 nach der Mautstelle ging es bei strahlendem Wetter los. Das erste Ziel der Tour, die herrlich gelegene Falkenhütte am Fuß der Lalidererwände auf 1848m war gut ausgeschildert. Wer die Karwendeltäler kennt, weiß um ihre fast schon kanadischen Dimensionen, und so zog es sich im Johannis-Tal. Und wäre da nicht auf halbem Weg ein toller Trail gekommen, der leider wieder auf den Forstweg traf, hätte sich das Bild bis zum Talende nur sehr langsam verändert. Je höher und näher ich jedoch den Lalidererwänden kam, desto mehr beeindruckte mich die Weite in dieser grandiosen Berglandschaft. Der Höhepunkt war der Blick von der Falkenhütte aus auf die sattgrünen Wiesenmatten, die langezogenen Täler, vor allem aber auf die gewaltigen Nordwände der Lalidererspitze, wo erste Wolkenfetzen sich weich an die Wände wiegten.

Mehr und mehr setzte sich dann eine große Wolkenmütze über das Massiv, noch aber blies der Föhn und begleitete mich durch das herbstliche Laliderertal. Leider war auch die Sonne hinter den Wolken verschwunden, und Fotos ohne Licht ist wie Weißwurst ohne Senf.

Nach knapp vier Stunden spuckte mich das Tal auf die Mautstraße, vor mir lagen jetzt 5km Tapp-Tapp auf Asphalt, und noch weiter vor mir sah ich eine dunkle Regenfront auf mich zu kommen - wie eine Rübe den Esel, motivierte mich ein imaginiertes Weißbier vor der Nase. Sollte ich wieder Glück haben, wie schon oft in diesem Sommer, wo ich ein sonniges und trockenes Zeitfenster optimal nutzen konnte?

Aber nicht nur dunkle Wolken sah ich auf mich zukommen, sondern auch ein Licht, eine kleine Alm ohne Alm drumherum, die urige Gaberlalm. Rasch die Steinstufen hoch, hinein in die Küche und gefragt, ob es hier ein schnelles alkfreies Weißbier gibt. Eine Minute später hielt ich das eiskalte Glas in Händen, drei Minuten später war es leer. Lief ich bis hier her nur mehr mit stotterndem Motor, ließ ich jetzt vollgetankt die Sau raus und rannte los ... mitten hinein in einen warmen Sommerregen. Dicke Tropfen fielen auf meine Haut und verdampften. Der Himmel aber sah bedrohlich aus. Endlich der P4. Noch schnell ein Foto geschossen und dann die zehn Schritte zum Auto. In dem Moment, wo ich hinten die Klappe öffnete, öffnete der Himmel seine Pforten. Es blieb mir nur Zeit, ein Hemd zu grabschen ... Ohne Brille, ohne etwas getrunken und gegessen zu haben fuhr ich los, dafür mit einem sehr zufriedenen Gefühl im Bauch.

Jetzt hoffe ich, dass es Anfang Oktober doch noch mit einem beständigen Hoch klappt - möchte unbedingt nochmal ins Karwendel, zum großen Ahornboden in die Eng - Fotografen fotografieren :-).

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: INSOMNIUM - Weather The Storm (OFFICIAL VIDEO)

Karwendel - Falkenrunde

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Im Karwendel - Die Laliderer Gruppe


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