Winter Trailrunning - Fockenstein

Winni Mühlbauer - Winter Trailrunning - Fockenstei 10.2.17


10.2.17
No Fog, no Stone
Winni

Dafür Schnee und Sonne satt. Die schälte sich aus dem Nebel, just als ich um 10 Uhr durch Bad Wiessee fuhr. Der Kampen schon voll in der Sonne, wo doch verschiedene Wetterfrösche Nebel und Wolken für den heutigen Freitag vorausgesagt haben. Darauf fiel ich heute nicht herein. Vor etwa einem Jahr war ich auch schon hier. Da war blauer Himmel angekündigt, unterwegs war ich jedoch nahezu im Blindflug bei einer Sichtweite von meist nur 5 bis 10 Meter.

Mein Auto parke ich am Wanderparkplatz Sonnbichl in der Sonne, dennoch hat es -4 Grad C. Die Parkgebühr für den ganzen Tag hat sich von 3 auf 4 Euronen erhöht. Nix gut, liebe Gemeinde. Solche Parkplätze sind doch auch eine Maßnahme, um das Wildparken in den umliegenden Straßen zu vermeiden.

Auch wenn die meisten Wanderer den langweiligen Forstweg durch das angeblich wildromantische Zeiselbachtal hinauf zum ersten Etappenziel "Aueralm" bevorzugen, mache ich mich auf in Richtung Waxlmoosalm. Die liegt in 1140m Höhe auf dem entblösten Rücken des Söllberges. Mächtig ragt links der Kampen auf, und in der Ferne sieht man zum ersten Mal den Gipfel des Fockensteins. Diese tolle Aussicht muss aber erarbeitet werden. Steil, sehr steil - 1km/220hm - geht es erstmal am Rande der FIS-Skipiste hinauf. Hier schon helfen mir die Spikes. Nach der Querung am Liftende folgt ein weiterer steiler Anstieg, der dann in einen Wanderweg mündet, der leicht ansteigend durch den Wald führt.

Locker laufe ich auf dem griffigen Schnee dahin und genieße die spärlichen Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch den Nadelwald bahnen. Kurz vor der Waxlmoosalm spuckt mich der Wald aus, und ich werde geblendet von weißem Schnee unter blauem Himmel. Keine Menschenseele zu sehen, dafür malerische Baumgruppen und Solitärbäume. Dazu der erste Blick auf den noch weit entfernten Fockenstein. Auch wenn ich mir hier in dem nahezu ebenen Gelände eine Spur von Schneeschuhgehern gewünscht hätte, geht das Laufen vor allem neben den Spuren auf jungfräulicher Schneedecke gut. Jedenfalls trägt mich der Schnee, wenn ich wie auf Eiern laufe und mich im Geiste leicht mache. Ganz selten sinkt einer meiner Füße tief ein. Dieses Laufen über unberührte Schneeflächen begleitet mich auch weiter oben in der Gipfelregion - ein Genuss, wie ich ihn bisher nicht kannte. Um so schwerer allerdings wird das Laufen, wenn es in den aufgewühlten Spuren dahingeht. Das kostet richtig Körner, zum Glück nur bergauf.

Der Wanderweg durch das Sölltal, eine weitere Variante hoch zum Fockenstein, kommt näher, und schon hat mich der Wald wieder verschluckt. Stramm geht es in Richtung Aueralm (1260m), die sich mehr und mehr aus dem Schnee schält, je höher es hinaufgeht. Die ersten 4km sind geschafft, und damit die Hälfte der Strecke zum Gipfel. Die Terrasse ist wie leergefegt, nur ein paar ältere Herrschaften sitzen windgeschützt an die Alm gelehnt in der Sonne. Für eine Pause ist es noch viel zu früh, daher laufe ich gleich weiter, angelockt von einer zauberhaft hügeligen Winterlandschaft; was für ein Unterschied zu meinem Blindflug im Nebel vor einem Jahr!

Aber auch hier: keine festgetretene Spur, sondern nur aufgewühlt und schwer laufbar. Vor mir tauchen die Neuhütten auf, wo links der Abzweiger hinüber zum Kampen liegt. Vielleicht auf dem Rückweg ein Stückerl. Einen halben Kilometer wühle ich mich auf dem Wanderweg weiter, bis rechts der steile Anstieg zum Gipfel beginnt. Wie vermutet, ist es die selbe Route wie letzten Winter. Einsam steckt das Täfelchen "Weg" mitten in der Schneelandschaft. Immer wieder gehe ich neben der Spur auf unberührtem Schnee, der mich auch hier oben trägt. Noch ein kurzes steiles Stück am Fockensteinfenster vorbei, und schon stehe ich auf dem Gipfel (1564m). Nicht alleine, auch ein Pärchen ist hier, das sich im T-Shirt sonnt. Wir wundern uns, wo der Wind bleibt, der für heute angekündigt war. Kurz genieße ich den Ausblick zwischen Isarwinkel und Tegernsee, schaue hinüber zum Kampen, dessen weiteren Verlauf am Kamm ich in keiner guten Erinnerung habe. Allerdings war ich da noch Trailrunnig-Lehrbub und ganz alleine unterwegs.

Was für die Skitourengeher die Abfahrt, ist für Trailrunner der Schweinsgalopp. Selbstverständlich bleibt gleich mal ein Bein im tiefen Schnee hängen und ich mache einen Vierer. Läßt mich aber nicht vernünftig werden, zu groß ist die Gaudi. Ich zeichne Loops in den jungfräulichen Schnee und komme richtig in Schwitzen. Angekommen bei den Neuhütten blinke ich rechts und mache mich auf in Richtung Kampen. Entschließe mich aber unterhalb eines steil geneigten Hangs mit viel Schnee umzudrehen. Zu groß ist das Lawinenrisiko, auch wenn es heute nur auf Stufe 1 steht. Nach der Aueralm laufe ich links den endlos lang erscheinenden Weg durchs Zeiselbachtal hinunter und ärgere mich auf halbem Weg, nicht wieder über die Waxlmoosalm gelaufen zu sein. Dachte, die Sonne hätte dort den Schnee inzwischen vielleicht zu weich gebraten, doch je tiefer ich komme, desto kälter wird es, um nicht zu sagen eisig. Auch wenn es mit 15,6km und 926 Höhenmetern nur eine relative kurze Runde war, bin ich hin und weg ob der tollen Winterlandschaft und dem Gefühl, frei zu sein.

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: Robert Earl Keen - Footprints In The Snow

Zurück

No Fog, no Stone - Fockenstein

Weiter

Winter Trailrunning - Fockenstein

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.


Zur Übersicht