Trailrunning: Brecherspitz (Vorberg)+ Bodenschneid

Winni Mühlbauer - Trailrunning: Brecherspitz (Vorberg) - Bodenschneid - 4.7.17


04.7.17
Ois anders
Winni

Fast einen Monat pausiert. Nicht ganz. Pfingsten ging es an den Gardasee, und da ich meinen Knien versprochen hatte, sie dürfen dort faul in der Sonne herumliegen und sich weiter erholen, habe ich mir zum Vorsatz gemacht, in Garda nicht zu laufen. Dieser Vorsatz hat gehalten - bis ich laufen ging. Mangels Trailschuhe lief ich mit meinem ausgelatschten Skechers Go Run 1 von hoch über Garda hinüber zum Rocca di Garda. Ein feiner Trainingsberg mit toller Aussicht und hübschen Trails im Schatten. Am nächsten Tag gleich nochmal. Mit Wasserflasche in der Hand. Die konnte ich gleich beim Einstieg zum steilen Treppenweg am Ortsende von Garda am Brunnen nachfüllen. Wie praktisch! Und: den Knien müssen die Läufchen gefallen haben, jedenfalls jaulten sie nicht. Der Schmerz meldet sich diffus innen am Knie, und ich denke, Christian hat Recht, wenn er meint, es könnte der Gänsefuß sein. Ein Gänsefuß also als Pferdefuß. Jedenfalls bin ich dieser Sache schon ganz nah. Und noch näher gekommen nach dem bemerkenswerten Satz - wenn man ihn richtig versteht: "Knochen führen aus, was die Muskeln ihnen befehlen." (Egoscue-Methode).

Der heutige Dienstag soll ideales Wetter für die Berge bringen, also nix wie rein und einen Testlauf gemacht. Dafür habe ich mir den Österreichischen Schinder rausgesucht. Mit 19km und etwa 1000hm ist diese Runde lange genug, und notfalls könnte ich sie auf 16km verkürzen.
Dazu muss ich über die Mautstraße nach Valepp. Ich komme zum Mauthäuschen und werde ausgebremst. Gesperrt! Für drei Tage. Volltreffer! Nichtmal Wanderer und Radfahrer läßt der Aufpasser durch, da auch die Wanderwege saniert werden. Wanderwege!? Will man die etwa teeren und die Übergänge mit Zebrastreifen verschönern? Ich kann also vom Parkplatz Enterrottach nicht mal hoch zum Risserkogel. Dieser Gipfel hätte mich heute gejuckt. Bleibt nur noch die Bodenschneid links herum über die Kühzaglalm. Kenn ich zwar, aber als Testlauf ok. Erstmal geht es ein kurzes Stück zurück zur Kühzaglstraße. Achtung! Die Ausschilderung dort ist deppert, weil das gelbe Taferl (Bodenschneid über B.-Schn.-Haus 3,45 Stunden) weiter die Straße lang zeigt. Also rechts rein dort!

Einen Kilometer geht es auf Asphalt nach Kühzagl, und ich weiß, was mir dann bevorsteht: Ein 5km langweiliger Forstweg, der in großem Bogen hinauf zum Bodenschneidhaus führt. Gut aber für meine Kondition, denn ich muss beißen. Vorbei geht's an der Kühzagl- und Rainer-Alm (frische Milch und Käse). Nach einer Stunde erreiche ich das auf 1365m in einem Bergkessel liegende Bodenschneidhaus. Ich schaue hinauf zum felsigen Gipfel, freue mich auf die Trails und laufe los. Ich erreiche eine Abzweigung. Rechts geht es hoch zur Bodenschneid, und links führt der Sommerweg hinüber zur Oberen Firstalm. "Brecherspitz möglich", steht da noch. Stimmt, die gibt es hier ja auch. Wie die allerdings meine Gedanken lesen können "möglich", weiß ich nicht, denn diesen Gipfel werde ich mir offen halten. Jedenfalls laufe ich diesen flachen Sommerweg weiter, und der entpuppt sich als holpriges und tückisches Steiglein, vor dem sogar gewarnt wird, weil es sehr nass und rutschig sein kann. Die Nässe aber hielt sich in Grenzen, und ich fand es traumhaft schön dort. Üppig die Vegetation, um mich herum alles Grün, und die Luft ein Nasenschmaus. Wieder komme ich an einen Abzweiger. Rechts geht es einmal mehr zur Bodenschneid, Aufstieg ab Spitzingsee. Den hebe ich mir für den Rückweg auf. Ich laufe links weiter zur Oberen Firstalm.

Die lasse ich rechts liegen und beginne den langen Anstieg hoch zum Vorberg der Brecherspitz. Inzwischen ist es in der Sonne heiß geworden, und auf dem sich in Serpentinen hinaufschlängelnden Pfad sucht man Schatten vergebens. Nach genau 10km stehe ich am Einstieg zum Westgrat. An einem drahtseilversicherten Felsen klettere ich hinunter, um noch ein paar Fotos zu machen, und entscheide mich dann, mir den Spitz für eine geplante Tour zusammen mit Christian aufzuheben. Flott geht es den Vorberg hinunter. Auch das Hinunterspringen über viele Stufen macht meinen Knien nicht zu schaffen - bis jetzt alles bestens.

Unten angekommen sehe ich am Beginn des Sommerswegs eine ältere Dame sitzen, die eine Karte studiert. Wir kommen ins Gespräch. Sie wollte das schöne Wetter ausnützen und dachte sich, fahre ich ins Spitzing, da findet sich immer was. Jetzt überlegt sie, wie weiter. Da noch viel Zeit ist, will sie nach Neuhaus zur BOB. Wie denn der Sommerweg sei, will sie wissen. Ich empfehle ihn ihr. Am Schluss verrät sie mir noch: "Früher dachte ich mal, wie das wohl sein wird, wenn ich (wohl altersbedingt) mal nicht mehr in die Berge kann. Und jetzt habe ich manchmal gar keine Lust mehr." Sie war sicherlich über 70, soviel sei verraten. Ich laufe los, den Sommerweg, erreiche den Aufstieg zur Bodenschneid, und einmal mehr gehts in der Sonne steil nach oben. Ich bleibe stehen, schaue hinüber zum Aufstieg am Vorberg, auf den Zickzack entlang der Fichten, jetzt im Schatten.

Die Bodenschneid ist gut besucht. Zwei Wanderinnen wollten wie ich zum Ö-Schinder, und auch sie wissen nicht, was passiert, wenn man hier den Abstieg hinunter nach Enterrottach nimmt. Ob der Aufpasser an der Absperrung dann sagt, man müsse bis 17 Uhr warten, da haben wir Feierabend? Ich riskiere es nicht, genieße noch die Aussicht hinunter zum Tegern-, Schlier- und Spitzingsee und auf die beiden Schinder, und mache mich auf zum Downhill hinunter zum Bodenschneidhaus. Anfangs sehr steil, dann immer flowiger geht es entlang an steilen Felswänden hinunter. Lautes Blöken. Schafe stehen am steilen Hang und fressen saftiges Gras. Ich nuckle am Schlauch, ziehe Schluck für Schluck lauwarmes Wasser aus der Trinkblase und denke mir, wie lecker wäre jetzt ein eisgekühlter grüner Smoothie. Auf der Terrasse des Bodenschneidhauses treffe ich wieder die ältere Dame. Auch sie: ißt! Ich nuckle ... Ob ihr der Sommerweg gefallen habe? "Na ja, vielleicht hätte ich doch besser oben rum über den Gipfel gehen sollen." Nach dem Grund habe ich leider nicht gefragt. Ich verabschiede mich von ihr und renne los.

Renne zügig, aber nicht volle Pulle den langen Forstweg hinunter, spüre, wie der Oberschenkelmuskel heißläuft und denke mir, wenn die Knie diese Belastung aushalten, dann ist alles gut. Nach 21km und ca. 1500hm (TomTom meint 1595hm) erreiche ich den Parkplatz in Enterrottach und schaue, dass ich von hier so schnell wie möglich verschwinde. Nebenan stehen drei große LKW, die ihren Motor laufen lassen.

Auch heute, drei Tage nach dieser Runde, bin ich nahezu schmerzfrei. *freu. Es sollte bald weitergehen, wieder mit Christian.

Bis zum nächsten Mal.
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