Trailrunning: Spitzing - Rotwand - Jägerwand

Winni Mühlbauer - Trailrunning Spitzing: Spitzingsattel - Rotwand - Jägerkamp - 22.10.18


22.10.18
Die große Spitzingsee-Umrundung
Winni

Nochmal ein Mitnahmewetter vom Feinsten, und ein langer Prolog. Am Ende stehen 23,6km und ca. 1300hm auf dem Tacho. Schattig ist's am Parkplatz Spitzingsattel, und lausig kalt. Als der Parkwächter 5 Euronen für meinen Standplatz im Eisschrank nimmt, zieht's mir fast die Schuhe aus. Ich aber denke an seine Frau, die jetzt ihre Ruhe hat, während er Raubritter spielt.

Um so schöner gleich der Auftakt auf dem westlichen Spitzingsee-Rundweg. Die Luft kalt, die Sonne wärmt, kein Wind. So mag ich das. Am Ende des Sees geht's hoch zum Parkplatz der Stümpflingbahn. Hinten links verschwinde ich auf einem Wanderweg, der mich in einem großen Bogen vorbei an der Valeppalpe zur Albert-Link-Hütte (1053m) und nach einem weiteren Kilometer von bisher 6 zum Blecksteinhaus (1022m) bringt. Unterhalb der Valepperstraße geht es noch einen Kilometer gemütlich im Wald dahin, bevor es an der Waitzinger Winterstube (hier gibt es Wasser) endlich bergauf geht. Ein Wanderweg nimmt mich in Empfang, leicht ansteigend und gut zu laufen, Wasser plätschert. Ich bin unterwegs im Pfanngraben. Anfangs verläuft der Bach wenig unterhalb des breiten Wegs, und das Wasser fällt von Gumpe zu Gumpe. Wenig später blicke ich schon 30 Meter hinunter in die von Felswänden dominierte Schlucht. Der Weg bleibt zahm und breit, zu weit hinauslehnen aber wäre schlecht.

Gute 3km laufen ich entlang des Pfanngrabens und mache 250hm gut. Dann biegt der Weg, der inzwischen trailig geworden ist, nach links ab und wird rauher, ist aber immer noch gut zu laufen. Was ich hier noch nicht weiß, ist, dass diese Route hinauf zum Rotwandhaus landschaftlich die reizvollste ist. Jedenfalls für mich, und ich habe hier schon einiges abgeklappert. Nach 5,5km und 730hm ab der Waitzinger Hütte erreiche ich die Kümpflscharte (1688m). Noch ein Hüpfer, und ich genieße die Sonne auf der Terrasse des Rotwandhauses (Handyempfang). Frisch gestärkt laufe ich noch die 100hm zum Gipfel der Rotwand (1884m) hinauf und finde, dass es gut ist, mal wieder hier oben zu stehen und zufrieden in die Ferne zu gucken. Im Blick auch der Hochmiesing gleich gegenüber, der nur einen Meter niedriger ist als die Rotwand und wenig frequentiert ist. Noch immer steht er auf meiner To-do-Liste.

Mein nächstes Ziel ist die Bergstation der Taubensteinbahn. Wo an schönen Wochenendtagen für Trailrunner nur ein Slalomlauf möglich ist, habe ich heute eine freie Piste vor mir und eine Alternative: Entweder den holprigen Weg direkt unterhalb des Rotwandkopfs, oder barrierefrei etwas unterhalb. Mir gefällt es oben besser. Am Kirchstein angekommen geht es im spitzen Winkel rechts weiter auf einem breiten Wanderweg bergab, unterhalb des Lempersberg vorbei, bis mich ein verblockter Trail aufnimmt und zum Taubenstein bringt. Hat man den auf der rechten Seite überstiegen, steht man auch schon vor der Taubensteinbahn. Hinter mir liegen 17km und vor mir ein kurzen knackiger Aufstieg in Richtung Rauhkopf, ein hübscher Gipfel mit steil abfallender, festungsähnlicher Wand, aber leicht von der anderen Seite in einer Minute zu erreichen. Heute lasse ich diesen Gipfel aus und bin gespannt, wie der steile, nach Regen tückische Downhill danach an der Kante entlang heute aussieht. Trocken, keine Schmierseife. Fein! Dennoch sind die 130hm hinunter nicht leicht zu laufen, da tiefe Trittspuren volle Konzentration verlangen.

Unten angekommen schaue ich zu meinem letzten Gipfel heute, dem Jägerkamp, folge dem Verlauf des Trails, der in einem weiten Linksbogen zu einer latschenbewachsenen Kuppe führt. Mehr allerdings beeindruckt mich die Aiplspitz auf der rechten Seite, die im Licht der Nachmittagssonne hell leuchtet. Die Sonne leuchtet aber auch auf den Trail vor mir, das Laufen fällt noch immer leicht, und alles zusammen wärmt mich und mein Herz. Nach 19,5km stehe ich alleine umringt von Latschen auf dem Jägerkamp. Inzwischen ist es kalt und windig geworden. Ich setze und stärke mich, schaue auf meinen kopierten Kartenausschnitt, weil es hier keine Wandertafeln aber zwei Wege gibt. Ich muss Richtung Norden weiter, in Richtung Schliersee, der von hier gut zu sehen ist. Diese Orientierung ist erstmal befremdlich, da der Spitzingsee nicht zu sehen ist. Geht auch nicht, da er bereits links hinter mir unten liegt, verdeckt von einem bewaldeten Bergrücken.

Plötzlich taucht aus der Latschengasse ein blonder Schopf auf mit einem bildhübschen Mädel dran, das eigentlich fliegt und sich hier den Startplatz ansehen wollte, ihn aber wohl verpasst hat. Eine Münchnerin. Datingplattform Jägerkamp, fällt mir ein, aber ich belasse es lieber bei einem netten Gespräch. Dennoch schade, dass sich die Wege gekreuzt und wir uns nur gegenseitig fotografiert haben. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich tatsächlich in Richtung Schliersee muss und am Ende auf der Spitzingseestraße stranden werde.

Hinein und hinunter geht's in die Gasse aus Latschen, die mich überragen und leider die gespeicherte Wärme schon abgegeben haben. Gut, dass ich jetzt meine Stöcke nutze, denn bald wird es entlang einer Kante steil und ruppig. Nach weiteren negativen 160hm und etwa einem Kilometer erreiche ich die Jägerbauernalm und sanftes Almgelände. Jetzt noch 2km auf charmantem Waldtrail die letzten 500hm hinuntergesaust, und ich schlage auf der Spitzingseestraße auf. Hier wartet der letzte Anstieg auf mich, 100hm neben der Teerstraße hinauf zum Spitzingsattel, dann habe ich den Spitzingsee auf einer faszinierenden und abwechslungsreichen Route umrundet. Eine klare Empfehlung.

Hier die Etappen: Spitzingsattel - Parkplatz Stümpflingbahn - Blecksteinhaus - Waitzinger Alm - Kümpflscharte - Rotwand - Taubenstein - Rauheck - Jägerkamp - Spitzingseestraße - Spitzingsattel. (23,6km/1300hm)

Hier noch ein Video - ich denke, es ist der Winterweg auf die Rotwand: Spitzingsee Trail Running with AR

Bis bald:
In the meantime: Greensky Bluegrass • Living Over

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