Winni Mühlbauer - Trailrunning am Geierstein 6.11.18


6.11.18
Kleinvieh macht auch Mist
Winni

Die Frage, die ich mir am Ende der heutigen Runde stelle, ist, ob es eine Fügung war, dass ich anfangs in drei Sackgassen geraten bin?

Am Hirschbachstüberl in Lenggries biege ich links ein uns parke mein Auto kostenfrei unterhalb des Kalvarienbergs. Eine Wanderin erzählt mir, dass sie eigentlich eine kleine Runde um den Schloß- und Fischweiher gehen wollte, aber abbrechen musste, da viel Holz gefallen sei. Schon 2017 wurde eine Warnung ausgesprochen, jetzt also erneut Sturmholz. Fängt ja gut an, denke ich mir, ziehe meine Herbstklamotten an und laufe los. Geplant war eine große Runde, die mich vorbei am Geierstein zum Fockenstein, dann über den Hirschbachsattel hinauf zum Kampen und weiter über das Seekarkreuz wieder nach Lenggries führen sollte. Ein Ründchen nach meinem Geschmack, etwa 21km lang, teilweise über Wege und Trails, die ich vom Tegernsee aus schon unter den Füßen hatte.

Mit diesem Plan im Kopf und den Notizen dazu zu Hause vergessen, mache ich mich auf zum Östlichen Höhenweg über Lenggries. Von ihm aus geht es auf einer zweiten Variante hinauf zum Geierstein, dessen Gipfel nicht eingeplant ist, da es mir heute nicht nach einer exponierten Felskletterei ist. Ich will laufen, erstmal hinüber zum Fockenstein. An einem Stadel hängen zwei Tafeln ohne Zeitangabe: Geierstein und Fockenstein. Wenig später weist ein Schildchen nach rechts: Geierstein, 2 Stunden. Links geht's zur Denkalm. Ich laufe geradeaus weiter den breiten Forstweg hinauf. Wird schon richtig sein. Wenig später ein Abzweiger, zwei breite Forstwege. Ich laufe den rechten hoch. Dieser wird zum Trail und wenig später finde ich mich in einem wilden Bachgraben mit Sturmholz wieder. Zurück zum Abzweiger. Der führt mich im Lärchenwald weiter hinauf.

Die Lärchen haben ihre Nadeln abgeworfen. Ich laufe über einen weiche gelben Teppich und freue mich über die milden Temperatuen hier im Wald. Mein langärmliges Merinohemd tausche ich mit einem dünnen Tank. Der Föhn weht nur leicht. Gut so, ansonsten wäre es hier unter vom Sturm gebeutelten Bäumen weniger lustig. Wenig lustig finde ich es allerdings, dass sich der Weg erneut aufteilt. Nur soviel: Auch diese beiden Forstwege dienen wohl nur zum Baumschlag und Abtransport, aber nicht zum Laufen. Nach 6,5km Rauf und Runter lande ich wieder beim Schild Geierstein und laufe hier mal weiter. Wenig später lese ich: Geierstein und Fockenstein. Warum nicht gleich so!

Bisher war ich alleine unterwegs. Auch unten in Lenggries war alles wie ausgestorben. Alle waren sie in Bad Tölz bei der Leonhardifahrt. Noch immer mit meinen Plan im Kopf schraube ich mich auf dem steilen Pfad nach oben und finde, dass dieser zum Runterlaufen richtig gut sein muss. Auf halbem Weg kommt mir eine Wanderin mit Hund entgegen. Hinüber zum Fockenstein könne ich ich vergessen, meint sie, alles voller Bäume. Bestätigt wird mir dies von zwei Männern, die ich wenig später treffe. Auch der andere Weg hinauf zum Geierstein vom Schloßweiher aus sei voll mit Bäumen.

Erstmal setzen. Und nachdenken. Die Denkalm kommt mir in den Sinn. Kenne sie nur aus einem Buch der Serie "Wandern für Langschläfer". Was tun mit diesem wonnigen Tag, vielleicht der letzte für lange? Ich besinne mich, was ich eigentlich bin, und erinnere meine letzten Touren, die allesamt großartig waren, denke ich nur an die Coburger Hütte oder die Überschreitung des Zahmen Kaiser. Trailrunning ist aber mehr als auf Gipfeln zu stehen und weit zu blicken. Trailrunning ist auch Laufen im Wald. Und der ist heute trocken und kuschelig. Also weiter hinauf, insgesamt 2,5km. In flachem Gelände lande ich auf einem Singletrail. Zwei Jungs auf ihren MTB's lasse ich vorbei, dann gehört der tolle Trail mir. Der bringt mich hinauf auf einen Sattel unterhalb des felsigen Geierstein. Der juckt mich heute, wie gesagt, nicht. Was mich juckt, ist der rassige Downhill hinunter im Bergwald. Wenig Felsen, viele Wurzeln, super flowig. Eine Empfehlung! Leider viel zu kurz.

Auch die Runde bisher ist zu kurz. Also auf zur Denkalm! Hinüber und dann hinauf, auf breitem Forstweg, dann hinunter. Das Gleiche zurück und dann zum Auto am Fuß des Kalvarienbergs. Angekommen staune ich nicht schlecht: Hinter mir liegen 21km und ca. 1300hm. Kleinvieh macht eben auch Mist.

So schön ist es im Wald: The Forest - Salomon Running TV S4 E05

Bis bald
In the meantime: Insomnium - Weighed Down With Sorrow

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