Winterlauf - Heiglkopf - Blomberg - 8.3.15

Winni Mühlbauer - Winterlauf am Blomberg 8.3.15


8.3.16
Auf'm Holzweg
Winni

Sie kamen auf mich zugeschossen, attackierten mich von links und rechts, funkensprühend mit weit aufgerissenen Mäulern. Ich war auf dem Blomberg unterwegs und spielte mit dem Leben.

Auf den Blomberg gelangte ich nicht wie die meisten vom Parkplatz Blombergbahn aus, ich bevorzugte the sunny side of the trail und startete in der Nähe von Wackersberg, vom kostenlosen Parkplatz an der Waldherralm. Die Gemeinde Bad Tölz bewirbt den Blomberg und Zwiesel mit 25km präparierten Winterwanderwegen. Klingt verlockend. Auch der Heiglkopf gehört dazu, und der war auch mein erstes Ziel, das ich nach 45 Minuten erreicht hatte. Der Weg hoch hatte von allem etwas. Vor allem Schnee, manchmal triefend nass, meist aber gut laufbar. Und dort, wo die Sonne hinschien, gab es die ersten trockenen Stellen. Bald schob ich die Ärmel hoch, der Weg war teilsweise steil und die Betriebstemperatur heizte ordentlich ein, auch die März-Sonne.

Vom Heiglkopf zum Blomberg geht es erstmal ein Stück runter und dann wieder rauf. Bald landete ich auf einem Sattel mit dem Blombergkreuz auf 1205m Höhe. Das aber ist nicht der Blomberg. Der liegt 43m höher. Auf dem Weg zu ihm gibt es eine Labestation für Trailrunner, die sich hier das Mitführen einer Trinkblase sparen können. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass nicht ich auf die Idee kam, hier ein Foto zu machen, sondern zwei junge Damen, die mich baten, sie knieend und schlürfend und sich halb totlachend zu fotografieren. Natürlich revanchierten sie sich gerne, und ich altes Rindvieh machte mit. Oben angekommen mischte ich mich unters Volk, das von hier hinunter auf das Kreuz blickte und so mancher darunter sich sicherlich sagte, dass es blöd wäre, diese 43 Höhenmeter und 10 Minuten zum Kreuz hinunterzugehen. Zu Kreuzen steigt man nauf, aber nicht hinabi. Der Blick in die Ferne war von hier aus sicherlich auch schöner.

Ein paar Laufminuten später kam ich zur Bergstation der Blombergbahn. Nahezu alle, die hier ankamen, hatten einen Schlitten dabei. Mit Schlitten hatte ich ja bereits auf der Rotwand Bekanntschaft gemacht, mit ein paar daherkriechenden Rodlern, die mehr Angst vor mir, als ich vor ihnen hatte. Hähä ... nach ein paar Metern Fahrspaß mussten sie auch schon ihre Schlitten wieder tragen, während ich über den schneefreien Forstweg jagte. Ich ahnte ja nicht, dass sie nur auf dem Weg zur eigentlichen Rodlbahn waren. Bald erreichte ich das Blomberghaus, wo ich mich umzog, die Sonne genoß und überlegte, wie es weitergehen soll. Mein Plan war, den Zwiesel auszulassen und dafür ein Stück auf der Nordseite des Bergs den Fortsweg Richtung Blomberg-Parkplatz hinunterzulaufen. Ich kannte den Weg von vor einem Jahr, wo er schneefrei war, und erinnerte eine Stelle, wo er über eine kurze Verbindung auf den steilen Weg entlang der Sommerrodelbahn trifft. Auch erinnerte ich mich an die kleinen Schildchen mit den Höhenmetern, die jeweils 50 solcher anzeigen, da hier im Sommer ein Berglauf stattfindet.

Auch wenn ich mich nicht immer an Pläne halte, in diesem Fall hielt ich an der geplanten Tour fest. Der Downhill im Schatten auf leicht aufgeweichtem Schnee war schlicht weg ein Traum. Nie zuvor raste ich einen Berg schneller hinuter, ruderte dabei wie ein Geisteskranker mit den Armen und hoffte, der Geschwindigkeit Herr bleiben zu können. Wenn es mich schmiss, so mein Kalkül, würde nur eine kleine feine Rutschpartie folgen. Es schmiss mich aber nicht.

Auf halbem Weg hinunter zog ich die Handbremse. Da war er, der etwa 30 Meter lange Verbindungsweg, links und rechts mit kleinen und großen, gelben und roten Warnschildern versehen: Für Fußgänger verboten. Rodelbetrieb. Lebensgefahr für Fußgänger, Pistenraupe im Einsatz.

Ich kratzte mich am Kopf. Fußgänger? Ist ein Trailrunner ein Fußgänger? Nein, ein Trailrunner ist ein Sportler, und als solcher darf er sich doch sicherlich zu den sportlichen Rodlern gesellen. Beide werden schon gut miteinander auskommen. Mein lieber Scholli! Als die ersten auf mich zuflogen und wenige Zentimeter an mir vorbei zischten, wurde mir mulmig. Mulmig? Nett ausgedrückt. Nein, in mir kroch nackte Angst hoch. Dass die hier auf relativ schmalem Weg, der mir kaum Platz zum Ausweichen bot, derart schnell sind, hatte ich nicht erwartet. Dass es hier auch schon schwere Unfälle gegeben hat, fiel mir auch ein - leider zu spät. Auch wusste ich, dass ich nicht nur mich, sondern auch die Rodler in Gefahr brachte. Umkehren aber wollte ich auch nicht mehr. Eine Lösung musste gefunden werden. Und die sah so aus: Da es nur wenige Kurven gab, bin ich immer dann, wenn Rodler aufgetaucht sind - und es waren gegen 14 Uhr viele! - sofort von der Bahn runter und in den tiefen Schnee gestiegen, um zu vermeiden, dass jemand durch ein falsches Manöver sich in Gefahr begibt.

Ja, ich war auf dem Holzweg unterwegs, und das war gar nicht gut.

Entsprechend lang war der Aufstieg, auch die Zeit zwischen den einzelnen 50 Höhenmetern war immer länger geworden. Dann aber, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde es heller, das Ende bzw. der Anfang der Rodelbahn war erreicht. Jungejungejunge, das passiert mir nicht wieder - versprochen. Es gibt also doch Situationen, da ist auch ein Trailrunner ein Fußgänger.

Der Rest ist schnell erzählt. Weite Stücke ging es in der milden Nachmittagssonne zurück zur Waldherralm. Diesmal nicht über den Heiglkopf, sondern unterhalb entlang. Eines weiß ich auch schon. Ich werde wiederkommen. Und wieder werde ich hier herauf und drüben hinunterlaufen und wieder die Rodelbahn hoch. Dann aber ist Sommer.


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