Trailrunning: Rofan - Krahnsattel - Sagzahn

Winni Mühlbauer - Trailrunning im Rofan Krahnsattel - Schermsteinalm - Sagzahn - Rofanspitze am 18.10.17


18.10.17
Tageslaufpass
Winni

Wo anfangen? Vielleicht damit: Ich war jetzt zum dritten Mal im Rofan vom Achensee aus. Zweimal an optimalen Tagen im Oktober. Christian hatte Recht, als er letztes Jahr sagte, dort ist alles sehr der Sonne ausgesetzt, es ist eher was für den Herbst. Auch wenn es heute ein warmer Tag war und die Sonne ungefiltert von einem blauem Himmel strahlte, sie brannte nicht, sondern wärmte. Das Licht im Oktober ist zudem bestens geeignet, um tolle Fotos zu machen. Licht und Vordergrund, sagte mir mal ein Fotograf, mehr brauchst du nicht für gute Fotos. Natürlich noch ein Motiv. Und davon gibt es im Rofan genug.

Anders als meine Runde von vor zwei Wochen, wollte ich heute meinen Laufmittelpunkt auf die Region unterhalb des Sagzahn und Vorderes Sonnwendjoch legen, das hoch über Kramsach/Brixxleg (Inntal) liegt.

Hier die Etappen: Mit der Seilbahn zur Erfurter Hütte - Grubalacke - Krahnsattel - Schermsteinalm - Sagzahn (Umgehung) - Schafsteigsattel - Rofanspitze - Kurz vor Dalfazalm - Schützensteig nach Maurach. Länge: 18km, 800hm im Anstieg und 1636hm im Abstieg.

Den Luxus mit der Seilbahn habe ich mir heute gegönnt, um oben für mögliche Optionen offen zu sein. Eine davon war das Vordere Sonnwendjoch. Die 17,50 Euro für das Gondeln nach oben sah ich als Tageslaufpass für mehr Tageslaufspaß. Als ich mich bereits nach 2,5 Kilometer ab Erfurter Hütte am Krahnsattel (2002m) einsam in allerschönster Bergwelt befand, fühlte sich das falsch an. Noch nichts geleistet und schon angekommen. Ich laufe oberhalb der Grubalacke auf Klettergipfel zu, beobachte vier Personen, wie sie dort oben herumturnen und bin glückseelig, einen gut zu laufenden Singletrail unter meinen Füßen zu haben. Ich kurve zwischen großen Felsblöcken hindurch, bis sich vor mir das Fenster hinunter ins Inntal nach Wiesing und weit ins Zillertal öffnet. Nach der Kante wird es steiler, der Pfad aber neben tief abfallenden Felswänden ist überwiegend technisch einfach zu laufen, windet sich in langen Schleifen hinunter, bis er quer verläuft und den Blick freigibt auf das Vordere Sonnwendjoch. Von der der Rofanspitze aus gesehen, wirk dieses Joch mit seinem flachen Wiesenbuckel zahm, von hier jedoch sieht es wuchtig und eindrucksvoll aus.

In meiner Planung bin ich aus den verschiedenen Informationen zum V.S. nicht schlau geworden, was die Schwierigkeit betrifft. Meist wird der Aufstieg im Zusammenhang mit dem Sagzahn erwähnt, der nur über einen Klettersteig zu erreichen ist. Dann gibt es noch eine Sagzahn-Umgehung - dazu später mehr - und auch noch die Alternative, das Joch direkt von der Schermsteinalm anzugehen. Die ist dann auch mein nächstes Ziel. Der Forstweg, der vom Inntal zur Alm hochführt, ist jetzt schon gut zu sehen, mehr aber bin ich überwältigt von den wuchtigen Felsblöcken, die sich mir gegenüber ausstrecken. Ich treffe auf eine Wanderin, die recht frisch aussieht, so, wie ich mich auch noch fühle, und sie verrät mir, dass sie mit E-Bike zur Alm hochgefahren ist und auf dem Weg zur Erfurter Hütte ist. Zum V.S. kann sie leider nichts sagen, meint nur, dass der direkte Weg ab der Alm der kürzere sei.

Die Schermsteinalm besteht aus drei Gebäuden, die sich an überhängende, glatte Felswände schmiegen, als suchten sie Schutz vor den Unbilden des Wetters. Eingerahmt sind sie zudem von einer traumhaft schönen Bergwelt, in der ich heute unterwegs sein darf. Ich mache mich auf zu dem direkten Weg aufs V.S., treffe dabei ein weiteres Wandermädel, aber auch sie kennt sich hier nicht aus. Ich erreiche die gelben Tafeln und sehe leider Schwarz. Der schwarze Punkt ist für mich ein No-Go, wenn ich alleine unterwegs bin, noch dazu unter der Woche, wo in dieser Ecke fast niemand unterwegs ist. Also den längeren Weg. Dazu steige ich nach der Schermsteinalm zwischen Felsblöcken nach oben. Die Landschaft weitet sich und der Blick auf die Rofanspitze wird frei. Wie nah dann doch wieder hier alles beieinander liegt! Vorbei geht es an einem Quellbach, an dem ich mich erfrische, danach wird die Wegführung ungenau. Ich erinnere, dass der eigentlich Pfad hier irgendwo in einem großen Linksbogen auf die Hauptwanderwege am Fuße der Rofanspitze münden, das aber gefällt mir nicht. Ich halte Ausschau, blicke nach oben zu einer Felswand und glaube, eine Linie direkt an ihr entlang zu sehen. Bingo! Auch wenn dieser von Gras überwachsene schmale Pfad auf keiner Karte eingezeichnet ist, er läßt sich bei Trockenheit problemlos begehen. Er führt mich direkt an den Schafsteigsattel, von wo aus es links zur Rofanspitze und rechts zum Sagzahn geht.

Ich laufe nach rechts weiter und erreiche einen breiten Kamm. Grandios! Ich komme mir vor wie auf einer Startbahn, die mich abheben läßt in Richtung Alpenhauptkamm mit Zwischenlandung auf dem Sagzahn. So leicht geht es dann aber doch nicht, auf dem Klettersteig hoch zum Gipfelkreuz muss Hand angelegt werden. Über den Sagzahn soll es dann relativ einfach weiter auf das Vordere Sonnwendjoch gehen. Relativ zu was? Mir gefällt der Zacken auch von weitem. Ein weibliches Dauerlachen klingt aus der Wand heraus. Vor dem Sagzahn geht es rechts hinunter - die Umgehung. Ein Stückchen weiter weiß ich auch, warum der Spitz "Sägezahn" heißt. Erst aus der seitlichen Perspektive sieht man die gesamte Säge mit dem Endzahn ganz links. Ich laufe weiter hinunter, bleibe dann aber stehen und sondiere die Gegend. Der Pfad führt noch ein ganzes Stück hinunter und verliert sich dann. Ich kann keine Wegführung hinauf zum V.S. ausmachen und befürchte, dass ich nochmal sehr weit absteigen muss. Da die Zeit ein wenig drängt, verwerfe ich die Idee, heute auch noch das V.S. mitzunehmen.

Zu Hause sehe ich dann, dass es doch durch das Felsband hindurch einen Aufstieg gibt. Na gut. Der Berg steht nächstes Jahr auch noch, und vielleicht laufe ich diese Runde dann mit Christian nochmal als Überschreitung von der Schermsteinalm aus.

Ich laufe wieder zurück, erreiche die Wandertafeln am Schafsteig, schaue runter ins Inntal und zum Zireiner-See, denke an die tolle Runde, die Christian und ich dort unten Mitte Juli gelaufen sind, erinnere, wie wir hochgeguckt haben zum mächtigen Rofanturm, die Ostwand der Rofanspitze. Heute stehe ich oben und kann mich kaum satt sehen. Über den Schafsteig geht es weiter hinauf zur Ecke des Rofanturms, und von dort leicht ansteigend über einen langgezogenen Kamm direkt auf die Rofanspitze zu. Zweimal überzog dieses Jahr eine geschlossene Schneedecke den gesamten Rofan, die dank der sonnenexponierten Lage rasch wieder geschmolzen waren. Dennoch liegen hier schmale Schneebänder, die ich aber problemlos umgehen kann. Wie vor zwei Wochen schon, sitze ich wieder in der Sonne unter wolkenlosem Himmel oberhalb des Gipfelkreuzes auf der Rofanspitze (2259m). Heute allerdings allein. Wenn man den sonst so überlaufenen Gipfel nur mit ein paar Dolen teilt, darf man sich glücklich schätzen und eine Hymne an die Stille richten.

Dann taucht ein Hut auf. Bald der ganze Kerl darunter. Wenig später seine weibliche Begleitung. Sie kommen vom Roßkopf herüber, den sie auf der kurzen Route erklettern wollten, dann aber abgebrochen hatten. Wir fotografieren uns gegenseitig, dann mache ich mich auf den Weg zur Erfurter Hütte. Ich klettere die paar Meter im Fels herunter und befinde mich sogleich auf einer Rennpiste für Trailrunner, bei der unweigerlich die Assoziation aufkommt, man wedelt eine Skipiste hinunter; es ist der Blick in den weiten Kessel der Grubahochmulde hinein. Nicht sehr steil und technisch einfach zu laufen, schlängeln sich zwei, drei braune, trockene Singletrails in Richtung Grubasee. Da fällt es mir auch leicht, mich bei einem Downhill richtig in die Kurven zu legen, wie oben rechts auf dem Foto zu sehen. Seufz! Ach könnte ich dies doch auch bei steileren Passagen!

Über die Grubascharte und den Grubasteig geht es deutlich langsamer hinunter, dafür kann ich gleich danach weiter hinunterballern bis zur Erfurter Hütte. Hier fülle ich meine Wasservorräte auf und überlege. Zweimal schon bin ich bei Air Rofan vorbeigelatscht und dachte, muss ich nicht machen. Muss ich auch nicht, aber kann. Da ich schon jahrelang nicht mehr auf dem Oktoberfest war, sollte ich doch dieses Fahrgeschäft mal ausprobieren. Ich löhne 10,50 €, lass mich in den Fluganzug packen, halte den Fotoapparat fest in zwei Händen und hänge mich ein - und ab die Post. Das langsame Hinauffliegen war spannender, als der anschließende Flug mit 80 Sachen die 200 Höhenmeter hinunter. Doch, hat Spaß gemacht.

Spaß machte dann auch - wie so oft - das Laufen auf dem abwechslungsreichen Wanderweg in Richtung Dalfazalm. Am Aussichtspunkt mit zwei Holzliegen und dem Abflugplatz für Paraglider beginnt dann der 4km lange Downhill mit 770hm über den Schützensteig. Dieser wurzelige, steile Pfad führt nicht zur Buchaualm, sondern quert eine Skipiste und führt dann direkt im dichten Mischwald zur Talstation der Bergbahn in Maurach.

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime:
WOLFHEART - The Saw (Und das alles nur für die Säge, siehe Ende)

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Blick auf die Rofanspitze und Hochiss - von Osten

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Blick auf die Rofanspitze und Sagzahn - von Westen


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