Trailrunning - Eckbauer - Gschwandtnerbauer

Winni Mühlbauer - Winter Trailrunning: GAP - Eckbauer - Wamberg - Gschwandtnerbauer - GAP 26.1.17


26.1.17
Ich mag keine Suppe! Nein!
Nein, diese Suppe mag ich nicht!
Winni + Christian

"Am nächsten Tag, - ja sieh nur her! Da waren sie viel magerer." Und glücklicher, Herr Hoffmann. Endlich konnten Christian und ich dem Dauernebel und der klirrenden Kälte in der Stadt entfliehen und ein feines Ründchen in der Sonne über Garmisch-Partenkirchen drehen, dass am Ende mit 24km und 1293hm zu Buche schlug.

Leicht wabert die feuchte und eiskalte Luft über Garmisch-Partenkirchen im Sonnenlicht. Gegen 9:45 Uhr biegen wir ein auf den schattigen Parkplatz am Stadion (683m) und verweigern erstmal das Aussteigen. "Lass blos die Türe zu!", sagt Christian, "draußen hat es Minus 11,5 Grad." Trailrunning aber findet im Freien statt, also nix wie raus. So schnell es geht wechseln wir ein paar Klamotten, trotzdem spüre ich nach 5 Minuten meine Finger kaum noch. Christian sucht seine Handschuhe. Vergeblich. Ob ich ihm meine warmen Straßenschuhe anbieten soll?

Auch Bewegung wärmt, und so traben wir um 10 Uhr los. Vorbei am Olympia-Skistadion und weiter auf der Wildenauer Straße, die wir nach genau einem Kilometer hinter der ersten Brücke über die Partnach nach rechts verlassen. Ziemlich steil geht es jetzt 300hm rauf zur Partnachalm, und mehr und mehr tauchen wir ein in eine traumhaft schöne Winterlandschaft. Der Schnee auf dem breiten Weg ist griffig und gut zu laufen. Direkt hinter der Alm, nach bisher 3km, biegen wir scharf nach links ab und landen auf einem Downhill Wintersingletrail, der uns in wenigen Serpentinen hinunterbringt zur Eisernen Brücke (866m ) über der Partnachklamm. Wir schauen tief hinunter und bewundern die von der Natur geformten Gebilde aus Eis. Und schon laufen wir wieder der Sonne entgegen, steil hinauf zum Graseck, vorbei einem Wellness-Hotel, das so gar nicht in diese Landschaft passt.

Mal im Schatten, mal in der Sonne geht es jetzt schnurstracks und weiterhin steil auf einen Bergrücken zu, auf dem oben der bekannte Eckbauer steht. Dieser Berggasthof hat sogar einen eigenen Wetterbericht, Wetter-Eckbauer, und eine nostalgische Seilbahn, auch zum Winterrodeln. Die Terrasse mit seinem, na klar, "einzigarten Bergpanorma", liegt auf 1236m, und heute leicht oberhalb der Luftgrenze zwischen warmer Luft oben und kalter Luft unten. Optisch sehr gut zu erkennen an der leichten Nebelschicht über GAP. Ob einzigartig oder nicht, die Sicht heute auf das Wetterstein und ins Karwendelgebirge ist großartig.

Die Bedenken, dass unsere Lauferei jetzt nach sieben Kilometern ein jähes Ende nehmen wird und wir durch tiefen Schnee stapfen müssen, war unbegründet. Bis zum Abzweiger Wamberg-Elmauer Alm laufen wir auf diesem Höhenrücken munter und flowig auf gleicher Höhe dahin, und nehmen einen kleinen Abstecher von knapp zwei Kilometern in Richtung Elmauer-Alm mit. Hat uns bis jetzt die Kälte nicht losgelassen, so wurde es jetzt endlich ein wenig wärmer. An einem Aussichtspunkt mit überdachten Bänken halten wir an und schauen hinüber in Richtung Wank, an dessen Südseite ein weiterer bekannter Berggasthof liegt, der Gschwandtnerbauer. Dort hinüber wollen wir, so jedenfalls sieht es Christians fein ausgearbeiteter Plan für heute vor.

Dazwischen liegen 8km und gut 400hm bergab, und, wie schon auf der gesamten Tour, hinter jeder Ecke eine neue Überraschung: mal vom Winter in die Natur gezaubert oder einfach nur ein freier Blick in die Bergwelt. Am Blau des Himmels können wir uns ohnehin kaum sattsehen, auch nicht an den glitzernden Eiskristallen. Entsprechend entspannt und locker laufen wir weiter über den Schnee dahin und landen bald in Wamberg (996m), dem höchstgelegenen Kirchdorf Deutschlands. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass wir hier erst die Hälfte unserer 24-km-Runde geschafft hatten. Mit genauen km-Angaben knausert mein Laufkumpel gerne (obwohl er sie kennt), ahnt er wohl meinen schrägen Blick, wenn es über die 20km hinaus geht. Heute aber ist ein Wintertag, und ich bin supergut unterwegs. Von Schlappheit keine Spur.

Ab Wamberg war dann erstmal Schluss mit Schnee und Wintertrail, denn es ging jetzt recht lange eine Teerstraße hinunter. Christian gab hier nochmal Gas, während ich mein langsameres Tempo (den Spikes geschuldet), nutzte, um die zweite Hälfte meines Haferriegels zu verputzen. Kurz vor der Bundesstraße 2 schwenken wir nochmal nach rechts auf einen schneebedeckten Forstweg. Dann erst überqueren wir die mit rund 845 Kilometern längste und eine der ältesten Bundesstraßen Deutschlands. Sie durchquert Deutschland in Nord-Süd-Richtung von der deutsch-polnischen Grenze bei Gartz (Oder) bis zur deutsch-österreichischen Grenze bei Mittenwald. Ihr historischer Vorläufer ist die mittelalterliche Via Imperii.

Nach diesem kurzen Kontakt mit dieser historisch beladenen Straße landen wir in Kaltenbrunn. Der nächste Anstieg wartet auf uns, der zum Gschwandtnerbauer, und von dort noch ein bisschen nach oben zum Höhenweg am Südhang des Wanks nach GAP. Und hier beginnt für uns das Wintermärchen:

Fein säuberlich von Waldschraten mit Kuchenhebern freigeschaufelt schlängelt sich schmal der locker gespurte Pfad durch den winterlichen Bergwald, dem wir folgen, begleitet von tausendfach aus Schneebergen zugeworfenen glitzernden Lichtern, die uns aufladen, Kraft geben und Glück schenken. Wenn etwas einzigartig ist, dann ist es das Einssein mit der Natur.

Diese letzten fünf menschenleeren Kilometer nach Garmisch-Partenkirchen waren anspruchsvoll zu laufen, da hier noch nicht sehr viele unterwegs waren, und der Fuß, wenn ein Schritt in der schmalen Spur zu weit nach links oder rechts gesetzt war, oftmals im Schnee versank. Irgendwo auf diesem Weg lag dann auch mit 1180m der höchst Punkt, wenngleich ich mich an diesen Anstieg nicht erinnern kann. Das Gelände wird freier, irgendwo lese ich auf einer Tafel Adamsweg, und dann Hacker-Pschorr-Brücke. Dorthin laufen wir, und landen an einer neuen Hängebrücke, die sich luftig über die Faukenschlucht spannt und lustig schaukelt, wenn man über sie hinweg läuft. Weiter geht's hinunter nach GAP und noch zwei Kilometer durch den östlichen Teil von Garmisch hinüber zum Stadion. Wieder beim Auto frieren mir wieder die Finger, und wieder sind Christian und ich einfach nur happy über diese gelungene Runde. Am nächsten Tag erhalte ich von Christian eine E-Mail mit folgendem Wortlaut: "Bin immer noch ausgefüllt mit Glücksgefühl und Laufrhythmus :))) Was war das für ein Lauf!!!!

Hier der Track: GAP - Eckbauer - Wamberg - Gschwandtnerbauer - GAP

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime:
Wintersun - Loneliness

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Blick vom Eckbauer aufs Estergebirge


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