Trailrunning - Dürrnbergjoch - Demeljoch

Winni Mühlbauer - Trailrunning - Demeljoch 19.7.2016 - zum Vergrößern einmal draufklicken


19.7.16
100% Trail
Winni + Christian

Endlich wieder mit Christian. Um 7 Uhr fahren wir in München los, um 9 Uhr starten wir in Fall, und gleich von Beginn an haben wir echten Trail unter unseren Füßen. Und erstmal noch kühlen Schatten. Vor dem Schlagbaum haben 4 Autos Platz, hinter dem Schlagbaum beginnt der lange Aufstieg zum Demeljoch. Nach wenigen Metern stehen wir auf der neuen Brücke über die Walchenklamm und blicken hinunter zu den bizarren Felswänden der engen Schlucht. Der erste Stopp zum Staunen, und er soll nicht der einzige bleiben. Steil geht es in der kühlen Morgenluft weiter nach oben, über Wurzeln und Steine, erstmal zum Hühnerberg. Es riecht nach Freiheit und Spaß ... und nach großem Kino. Die Klappe können wir heute auch nicht halten, es gibt 'ne Menge zu erzählen. Auf 1330m wird es licht und wir laufen auf einem Singeltrail über eine Wiese auf einen breiten Rücken zu.

Dann der Augenblick: Majestätisch thront in weiter Ferne das Demeljoch über dem Hühnerbachtal, und wir erahnen, wie sich der vor uns liegende Singeltrail dort hinüber und hinauf windet, auf einem spannenden Kamm, Kilometer für Kilometer, die den mächtigen Berg zum Schrumpfen bringen. Schritt für Schritt, Stunde um Stunde.

Auf 1622m erreichen wir das Schürpfeneck und der Pfad wird flacher. Hinter uns liegen 850 Höhenmeter. Weiter und weiter auf dem Kamm geht es mal holprig, mal eben, in einem großen Bogen in Richtung Südost auf das Dürrnbergjoch (1835m) zu. Auch wenn es nur wenige Höhenmeter zu dem kreuzlosen Gipfel sind, die Schwüle setzt uns zu, das ständige Plappern auch. Vielleicht plappern wir auch deshalb nur so viel, um uns nicht zu sehr plagen zu müssen. Und immer wieder bleiben wir stehen und staunen. Ein wilder Berg, ein Trail, wie er schöner kaum sein kann, keine Menschen, keine Almhütten, kein Getriebensein. Frei in der Entscheidung, zu laufen, zu gehen, stehenzubleiben. Auch das passt zwischen Christian und mir, genauso wie das alkoholfreie Bier danach in der Natur genossen, heute eisgekühlt.

Soweit ist es aber lange noch nicht. Auf dem Verbindungsgrat zwischen Dürrnberg- und Demeljoch gilt es für mich, eine kurze heikle Stelle zu überwinden. Halb genommen meint Christian, wenn es für mich zu viel wird, gibt es auch einen anderen Weg. Also ein paar Meter zurück und über den schmalen Pfad oben herum. Jetzt noch durch Latschen und einen nicht sehr steilen, schottrigen Steig zum Gipfel, und wir haben es geschafft. Kurz nach Mittag stehen wir auf dem Demeljoch (1932m). Einen Gast hat der Gipfel bereits, der aber verläßt uns bald. Zwoa Bankerln laden zum Verweilen und Gucken ein. Idyllisch liegt ein Hochtal zwischen uns und dem Juifen, fast märchenhaft. Das Bächental.

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Das Bächental im Karwendel
"Das Tal ist auch eines der ursprünglich gebliebenen Täler im Karwendel. Es gibt vom Sylvensteinsee
bei Fall eine Forststrasse ins Tal hinein, die aber für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Sie verzweigt
sich auf die Almen, die nur im Sommer bewirtschaftet werden. Im Winter ist das Bächental unbewohnt."
Quelle: http://www.karwendel-urlaub.de/service/naturpark-karwendel/baechental.html
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Kühe grasen unten im Tal und der Schall ihrer Glocken dringt bis zu uns hoch. Wir schauen zurück auf den Wegverlauf, den langen Kamm, entdecken links den Guffert, der von hier aus nicht protzig aussieht, sondern spitz und schmal. Rechts drüben liegt der Schafreuther, und mit dem Finger laufen wir schon mal die lange Tour ab, die wie geplant haben: Schafreuther, Fleischbank, Kompar ..., jeweils ohne Gipfel, und zurück mit dem Bergsteigerbus. Zufrieden und glücklich stärken wir uns erstmal und wechseln die Shirts. Meins bekommt Christian und ich ... ! Quatsch! Eine junge Wanderin kommt herauf, begrüßt uns und setzt sich abseits auf Felsen.

Nach genau einer Stunde machen wir uns auf den Rückweg. War es am Vormittag noch schwül, so ist die Luft inzwischen sehr trocken geworden. Reden fällt jetzt schwer, weil entweder meine Lippen zusammenkleben oder meine Zunge an ihnen. Häufig nuckle ich an meinem Trinkschlauch, und jedesmal befürchte ich, den letzten Schluck zu nehmen. Die Luft jetzt nach 13 Uhr steht und in der Sonne ist sehr heiß. Ein älterer Herr kommt uns entgegen, hochroter Kopf, ohne was drauf, dafür beladen mit einem fetten Rucksack. Christian zeigt seine sorgenvolle Mine. Wir laufen weiter den Kammsingletrail runter, erreichen den schattigen Hühnerberg, dessen Pfad heute morgen an manchen Stellen noch feucht und glitschig war.

Ich habe es übersehen! Delirium? Mit ausgeschaltetem Hirn laufe ich neben einem Quellbächlein entlang. Im Englischen Garten nutze ich jede Gelegenheit, um mir bei Hitzte Wasser über den Kopf zu schütten, und hier laufe ich mit trockenem Mund an frischem Quellwasser vorbei. Mehrfach füllen wir unsere Flaschen und kühlen uns. Von unten kommt ein junger hochgewachsener Mann mit Rucksack und einem sympathischen Lächeln, der noch die große Tour machen will. Wandern, wohlgemerkt. Über das Demeljoch und hinunter über den Dürrnberg und die Jägerhütten zurück nach Fall. Das sind 22km. Zu unserer Verwunderung trägt er ein dickes Baumwollshirt, Christian meint sogar, doppellagig. Wir sagen ihm, dass das hier die letzte Wasserstelle ist, und schon füllt auch er seinen Bauch und die Flasche.

Dachte ich zuerst noch, dass dieser junge Mann fast noch am Anfang seiner Tour steht, erkenne ich mehr und mehr, wie lange noch der Weg ganz hinunter ist. Nochmal geht es über die Brücke der Walchenklamm, und bald liegen 17km und 1440hm hinter uns. Und ein Traumtag. Den lassen wir noch an der Isar ausklingen. Erst wird das Bier und der Quark gekühlt, dann sind wir dran. Mit zwei, drei Liegenstützen lassen wir das eiskalte Wasser über uns hinweglaufen und uns dann von der Nachmittagssonne trocknen.

Auf bald. Wenn das Wetter wieder stabil ist.

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: Love Drunk Fool - Wayne Garner

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