Trailauftakt am Tegernsee - 25.1.16

Winni Mühlbauer - Winter Trailrunnig am Tegernsee 25.1.2016


25.1.16
Sonne frisst Schnee
Winni + Christian

Am Ende unserer 17km Runde mit 900hm (Neureuth - Gindelalmschneid - Kreuzberg - Sagfleckl - Riedersteinkapelle) laufen wir in der Sonne ein Stück über den Tegernseer Höhenweg auf Asphalt, als Christian unvermittelt stehen bleibt und seine Lauscher ausstreckt. Ich nehme meine Stöpsel aus den Ohren. Hörst du's? Wie im März. Er deutet auf den Gullideckel. Ein deutliches Rauschen. Der andere Flow. Der Flow vom von der Sonne gefressenen Schnee.

Der eigentliche Flow, diese Droge, die das Trampelpfadgerenne zur Sucht macht, mochte sich heute nur selten einstellen. Zu schwer war das Laufen auf dem im Tagesverlauf immer tiefer und weicher werdenden Schnees. Da half es auch nur wenig, beim Abstoß die Arme wie beim >>> Ententanz hochzureißen, um leichter zu werden und nicht wieder einen tiefen Tritt beim Spuren zu setzen. Und trotzdem: Es waren die vielen kleinen Freuden an diesem Tag, die uns glücklich und am Ende zufrieden machten: Dass uns kein Wasser hoch zur Gindelalmschneid entgegenkam, wie befürchtet. Oder der Moment, als an der Kreuzbergalm endlich die Sonne ganz herauskam. Und dass es auch längere Passagen gab, die verhältnismäßig gut zu laufen waren. Und ganz am Schluß das Gefühl, dass sich dieser Tag Ende Januar wie ein Märztag anfühlte.

Gestartet sind wir nach einigem Hin und Her auf dem Bayernweg. Der vom Wochenende niedergetrampelte Schnee war noch gefroren und rutschig. Also schön links und rechts davon laufen. Kaum oben aus dem Wald draußen, lag bereits tiefer Schnee auf dem Weg hoch zur Neureuth. Auf der sonst vollen Terrasse heute keine Menschenseele. Der Himmel immer noch grau, durchbrochen von kleinen blauen Flecken, die uns Hoffnung machten. Wir laufen weiter Richtung Gindelalmschneid und wissen nicht, ob wir sie überqueren können, denn auch im Winter ist dieser Hügel immer für Überraschungen gut; im Sommer steht dort das Wasser mehr als knöcheltief, weil es nicht abfließen kann.

Im Zickzack geht es einen kurzen Anstieg hoch. Oben angekommen erreichen wir eine breite Spur, die, wenn auch weich, doch einigermaßen gut zu laufen ist. Und wieder, wie schon vor drei Wochen, fliege ich auf den Breiten- und Wendelstein zu, wenn mich nicht gerade ein steckengebliebener Fuß vom Läuferhimmel holt. Immer wieder rutscht Schnee in meinen Schuh, was mich nicht stört, da ich wind- und wasserdichte Socken trage. Christian trägt Gamaschen. Beides brauchen wir, denn jetzt kommt der Tiefschnee. Erstmal hinunter in die Senke, und von dort hoch zum Kreuzeck mit seiner urigen Hütte. Kaum sind wir oben, streift der Himmel sein Blau über. Ein paar grüne Flecken hat es hier auch schon, vor allem aber ist es endlich richtig warm. Zeit, zu verweilen. Leider habe ich vergessen, auf die Uhr zu sehen, aber der Bauch sagt: höchste Zeit! Wir spazieren herum, genießen den Weitblick und packen dann unsere Fläschchen mit Hafermehltrunk aus. Vom Dach der Kreuzbergalm tropft das Wasser in Bindfäden.

Es fällt mir schwer, wieder aufzustehen. Nicht, dass ich jetzt schon platt wäre, nein, nur leider liegt jetzt ein schattiges Stück vor uns. Huift ois nix, kenna ja ned übernachtn da herobn. Christian guckt, wie er immer guckt, guckt er auf seine virtuelle Karte. Dummerweise erwähnte ich, dass ich vor drei Wochen links um das Kreuzbergköpfl gelaufen bin (tatsächlich war es der kürzteste Trail zum Sagfleckl rechtsherum). Vielleicht hat Christian deshalb so lang geguckt. Jedenfalls meinte er, wir sollten es links herum probieren. Durch tiefen Schnee laufen wir hinunter und stapfen dann ein Stückchen hoch, bis wir auf einen leicht abfallenden Weg landen, der trotz dickem Schneebelag gut zu durchpflügen war. Mir kam er bald spanisch vor, nix von der Wildheit und steilen Hanglage des anderen Pfads. Wir landen in einer kleinen Senke, von wo der Weg vom Hennerer (Schliersee) heraufkommt. 10 Minuten Hennerer steht auf dem Wegweiser. Im Sommer ein stark frequentierter Weg, heute nix los. Und auch nix vom Wochenende her gespurt. Der Schnee wieder richtig tief. Wieder stapfen wir nach oben. Auch wenn meine Füße trocken sind, die Kälte hat meine Zehen erreicht.

Da freut es mich, dass wir uns am Sagfleckl gegen den Aufstieg zur Baumgartenscheid entscheiden - die eine Variante, um zur Riedersteinkapelle zu kommen. Die andere geht über den langweiligen langgezogenen Prinzenweg. Dafür geht es weiter im Laufschritt. Ein Unimog oder so könnte hier gefahren sein, denn zwei dicke Reifen haben zwei "Trails" in den ca. 30cm hohen Schnee gelegt, auf denen ich gut zurecht komme. Christian mochte sie nicht und lief durch den Schnee. Ich auch bald wieder, denn bei einer Kurve hatten die Spuren ein Ende. Nicht aber der verflixte Prinzenweg. Endlich erreichen wir die "Berggaststätte Riederstein am Galaun."

Mag man den Namen auch noch so voll packen und ihn immer wieder ändern, wenn man zwischen den Jahren an einem Tag wie im Frühling, der 29.12. war's, den Laden zu läßt, weil Dienstag Ruhetag ist, dann tut man sich keinen Gefallen. Damals war viel los, aber keine Bewirtung. Heute lief die "Bewirtung", eine junge Dame, raus und rein wie ein Duracell-Hase, doch alles Trommeln nützte nichts, die Gäste blieben aus. Dennoch, schön war sie anzusehen ... die Hütte im Sonnenlicht mit dem Holz davor. Ohne große Pause liefen wir weiter, der Kreuzweg wartete auf uns, ein steiler Weg mit ca. 500 Stufen, sagt Wikipedia. Ehrlich?! Egal, bin sie noch immer gerne hoch -gelaufen, -gestiefelt, -gestolpert. Die Aussicht auf der kleinen Plattform vor der Kapelle hinunter nach Rottach-Egern und in die Tegernseer-Berge wie eine Radierung. Ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Wir entscheiden uns für den sogenannten leichten Weg ohne Kreuz, laufen nochmal am Gasthaus vorbei, das vor kurzem noch Wirtshaus am Galaun hieß. Galaun ist gälisch und heißt steiler Hang. Der Duracell-Hase hoppelt wieder auf der leeren Terrasse herum.

Beim Absprechen, wie weiter, verwechsle ich mal wieder mal einen Namen. Der von mir angedachte Weg hinunter nach Tegernsee heißt natürlich wie sein Berg, Leebergweg. Mir stand Luv wohl immer schon näher. Bin beim Segeln früher mit meinem Finn-Dinghy deshalb auch oft mit anderen zusammengestoßen. Weshalb ich Läufer wurde. Den Leebergweg hinunter heißt es, ein bisschen aufpassen, denn der niedergetretene Schnee ist teilweise noch gefroren, dazu lugen hin und wieder spitze Felsstückchen hervor. Bald geht er in einen Forstweg über, der uns auf den sonningen Tegernseer-Höhenweg führt, auf dem Christian und ich uns auf den wirklichen März freuen, wenn auch weiter oben der letzte Schnee von der Sonne weggefressen worden ist.

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: The Eastern - Oh Mystery!

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