Trailrunning: Traithen-Brünnstein-Runde

Winni Mühlbauer - Trailrunning Kleiner Traithen - Großer Traithen - Brünnstein: 10.7.19


10.07.19
Da Droadt`n
Winni

Trailrunning verbinde ich mit der Suche nach für mich unbekannten Bergen. Das gestaltet sich zunehmend schwerer, wenn die Fahrt von München aus 100km nicht deutlich überschreiten soll. Bei der Auswahl dann stellt sich hinterher nicht selten heraus, dass es eher ein Schnellwandertag als Trailrun war. So auch heute. Wenn ich mir die Zeiten der Teilnehmer/innen bei Ultratrail-Wettkämpfen ansehe, dann machen mehr als die Hälfte nichts anderes als schnell gehen und hin und wieder laufen. Conclusio: Auch schnelles Wandern gehört zum Trailrunning.

Ich bin unterwegs nach Bayrischzell und lese nach Fischbachau im Vorbeifahren: Vollsperrung der Sudelfeldstraße ab Bayrischzell. Sch... Alternativen gehen mir durch den Kopf. Nein, nicht schon wieder der Wendelstein. Dann wieder eine Tafel. Aufatmen. Erst ab 15.7.19. Ich fahre die Serpentinen der Tatzelwurmstraße hoch zum Sattel, wieder runter, und da ist er, der Abzweiger rauf zum Berggasthof Rosengasse mit großem Pool (1200m). Parkgebühren 3,00 Euro. Es ist kühl, das Fenster zum Himmel noch zugezogen. Gut fürs Laufen. Schlecht fürs Fotografieren.

Hier der Blick vom Wendelstein nach Südosten am 10.7.19. www.foto-webcam.eu/webcam/wendelstein-ost/2019/07/10/1540
Schön zu sehen der Brünnstein vor dem Wilden Kaiser. Rechts davon das Ende des Kamm mit dem Steilner Joch.

Ich mache mich auf den Weg. Auf dem Handy habe ich die Wegnummern dabei, was sehr hilfreich war. Zudem habe ich mich zu Hause über den Kammverlauf zwischen Großen Traithen und Steilner Joch informiert. Juckt mich sehr. Entscheide ich vor Ort. Ich laufe die Teerstraße hoch, vorbei an einer Kapelle und erreiche einen Abzweiger. Links Brünnsteinhaus, rechts "Großer Traithen" und "Fellalmsattel" (Weg 658). Es wird steiler, noch ist Laufen möglich. Dann ein trauriges Bild. Ein mächtiger Baum liegt im Weg. Ich steige oben herum und entdecke das wahre Ausmaß der Verwüstung. Auf 300m hat eine Mure den Hang zerstört. Kein Humus mehr, nur noch lockeres Gestein. Mühsam das Vorwärtskommen, da das Gelände steil ist. Wenig später überwinde ich mit Hilfe zweier Trittbügel eine Felsstufe. Der weitere Pfad ist steil und durchsetzt mit Felsen, ein Laufen nicht mehr möglich.

Zehn Minuten später endlich ein Augenschmaus: Nach nur 2km und 300hm stehe ich am östlichen Traithensattel und sehe tief unter mir eine Oase für Kühe. Eine weite Almwiese, über der sich ein Bergmassiv vom Steilner Joch (links) bis zum Großen Traithen (rechts) zieht. Meine Augen folgen der Linie, die das Blau vom Dunkel des Berges trennt. Der Kamm, der mich gelockt hatte. Er sollte es wert sein, auf den laufbaren Trail hier unten in Richtung Brünnstein zu verzichten. Mein Entscheidung, nicht über den Kleinen Traithen via Vogelsang zu laufen, war goldrichtig. So nehme ich ein Stück dieses Trails mit und kann mich auf den Grat freuen.

Den Großen Traithen im Blick, laufe ich auf tollem Pfad in Richtung Kleiner Traithen, passiere ich die urige Fellalm (1621m), die am Rande der Wanderwege kräftig ihre genüsslichen einfachen Speisen und Getränke anpreist, mit Liebe geschrieben auf gar nicht so kleinen Holztafeln. Leider, leider bin ich in Eile. Durch ein paar Latschen - jetzt auf Weg 652 - hindurch, und schon stehe ich am Gipfel des kl.T. (1723m) . Gleich hinter dem Kreuz geht es steil hinunter. Der An- und Abstieg in Richtung Vogelsang inkl. Kletterei. Ich komme mit einem netten Ehepaar ins Gespräch. Sie erzählen von einer Bergwanderung, die sie in 11 Stunden 25km weit gebracht hatte, inklusive einer Stunde Herumirren im Wald. Gemerkt habe ich mir: Hochsalwand-Rampoldplatte-Wendelstein. Hört sich gut an. Wendelstein. Hier kommt man nicht aus, zu ihm hinüberzusehen, den verschandelten Gipfel, weswegen ich ihn Techno-Berg nenne.

Waren wir eben noch "nur" zu fünft waren, wuselt es plötzlich. Ich mache mich aus dem Staub. Verpflegung brauche ich noch keine, bis hierher waren es gerade mal gut 4km und 520hm. Will rauf zum großen Bruder. Dazu laufe ich wieder runter zum Fellalmsattel, 100hm, und nehme Anlauf auf die sich vor mir aufbauende Ostflanke des verheißungsvollen Bergs. Der Anlauf hilft mir nicht. Steil und knackig geht es in einer Latschengasse hinauf, hinweg über Schrofen und Rinnen, leicht zu meistern, wenn man die Hände zu Hilfe nimmt. Früher als gedacht taucht unvermittelt das Gipfelkreuz auf. Hinter mir liegen insgesamt genau 5km. Allein stehe ich am höchsten Berg des Mangfalltals, dem Großen Traithen, von Einheimischen "Da Droadt'n" genannt. Mit 1852m überragt er um 14m den Wendelstein.

Die Fernsicht ist heute nicht so doll, dennoch gut zu sehen der Zahme und Wilde Kaiser. Davor der Kletterfels Brünnstein, der westlichste Punkt meiner heutigen Runde. Mein nächstes Ziel jedoch ist das Steilner Joch, das ich über den Gratverlauf anpeile. Anfangs steil bringt mich der fels- und wurzeldurchsetzter Pfad - ein Teil der Via Alpina - durch eine Latschengasse erstmal aufs Unterberger Joch. Schön die Tiefblicke links und rechts hinunter aus sicherer Position, denn ausgesetzt ist dieser Pfad an keiner Stelle. Mal kurz laufend, dann wieder wandernd geht es in eine Senke und dann hinauf zum Steilner Joch (1747m) mit seinem Metallkreuz. Wer Lust auf einen steilen und schwierigen Abstieg hat, kann hier links abbiegen und hinunterkraxeln.

Ich laufe geradeaus weiter direkt dem Brünnstein entgegen. Noch immer bin ich allein unterwegs. Anfangs steil geht es bald in den Wald hinein. Auch hier ist das Laufen wenig flowig, da der Pfad verblockt ist. Aber schön ist es hier. Kuhglocken. Etwas huscht vor mir im Schatten den Hang hoch. Die Sennerin. Nimmt Reißaus. So wild sehe ich doch gar nicht aus. Geht's euch gut, frage ich sie. Und sie taut auf, wohl, weil ich ihre Kühe in die Frage miteinbezog. Wir reden übers Wetter, dann sage ich Servus und frage mich, wie man es nur den lieben Tag im Wald allein mit Kühen aushalten kann - ohne Laufen.

Nach etwa 2km bin ich unten und treffe bei den Himmelmooslamen auf den Weg, der untenherum führt. In der praller Sonne laufe ich auf einem Wirtschaftsweg dem Brünnsteinhaus entgegen, das ich nach insgesamt 10km erreiche. Sehnsuchtsvoll schaue ich hinüber zum Kaiser, setze mich in den Schatten, leere mein Fläschchen mit in Wasser gelöstem Hafermehl und Eiweiß zu 2/3 und gucke, wie es weitergeht. Ich muss auf den Weg 657. Ha! Über mir ein kleiner Biergarten im Wald. Durch den geht es hindurch. Schon nach wenigen Metern habe ich einen Traumpfad unter meinen Füßen, der sich eng an die Felsen des Brünnsteins schmiegt. Vorbei geht's an drahtseilversicherten Stellen, die wohl eher für den Winter gedacht sind. Feucht ist es hier, entsprechend üppig die Vegetation. Tief atme ich ein. Verweile. Ein Kraftort. Weiter geht's im Wald dahin. Vor mir eine Bank mit schöner Aussicht. Ein gutgelaunter Trupp von jungen Schulkindern kommt mir entgegen.

Ich laufe weiter sanft abwärts und erreiche die Hütten der Großalmen. Oma, Tochter und Enkelin genießen auf einer kleinen Terrasse den Tag. Ich laufe weiter, werde die drei aber wiedersehen. Unklar die Beschilderung. Das Täfelchen mit "Baumoosalm/Rosengasse - AV Weg 654" zeigt geradeaus. Da ist auch ein guter Pfad. Der führt bald steil hinunter und endet in einer Senke. Ich navigiere mit dem Handy. Sehe, dass ich falsch bin. Also wieder hoch. Nochmal zu den Damen. Der Weg, verraten sie mir, geht oben an einer Scheune links vorbei. "Dort oben zu dem Übersteig müssen's, dann kommen's zur Rosengasse. Hinten an der Scheune dann die Wandertafeln. Anders angebracht, hätte ich mir den Kilometer erspart. Andererseits ...

Kurz geht es nochmal in den Wald hinein, dann bin ich meist in der prallen Juli Sonne unterwegs. Nach etwa 17km erreiche ich die Baumoosalm, die links drüben liegt. Die weitere Wegführung - jetzt 651 - auch hier ein wenig tricky, aber richtig angezeigt. Es geht geradeaus über den Wirtschaftweg weiter, über einen schmalen Bach und die Almwiese hoch zum nächsten Querweg. Auch dort geradeaus weiter in den Wald hinein. Der Pfad zieht nochmal ordentlich an. Ein gutes Stück nach dem Scheitelpunkt entdecke ich tief unten den Berggasthof Rosengasse.

Mir hat die Runde gut gefallen, auch wenn es wenig flowige Trails gab. Wer schnelles Wandern und Trailrunning verbinden kann, dem sei diese Runde ans Herz gelegt.

Hier die Etappen der mit 1300hm unterlegten 18,8km langen Runde (inkl 1km Verhatscher): Rosengasse - Östlicher Traithensattel (658) - Kleiner Traithen - Großer Traithen - Unterberger Joch - Steilner Joch - Himmelmoosalm - Brünnsteinhaus (652) - Großalmen (657) - Baumoosalm (654) - Rosengasse (651).

Bis bald.
In the meantime: ELUVEITIE - Ategnatos



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Am östlichen Traithensattel Rechts: Großer Traithen


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