Winter Trailrunning - Jachenau - Rappinschlucht

Winni Mühlbauer - Winter Trailrunning Rappinschlucht - 23.2.17


23.2.17
Staderer Stoderer, der
Winni + Christian

Die Nase im Frühlingslüfterl, die Füße im Schnee. Nach einer Stunde nasse, wenig später kalte Füße. Trotz mitgebrachtem Föhn und warmen Temperaturen nach zwei Stunden keinen Kontakt mehr zu den Füßen. Fühlt sich an, als sei man mit kurzen Brettern unterwegs.

Sagt der Wetterbericht für Ende Februar 20 Grad voraus, meint der Stoderer, es gibt in die Berg koan Schnee mehr. Wir sind unterwegs zwischen Jachenau und Jochberg. Vor einer Woche waren Christian und ich auf der gegenüberliegenden Seite rund um den Staffel unterwegs und haben hierüber geguckt und gedacht, dass es doch in diesem Gelände, das einem Parabolspiegel gleicht, schon weitestgehend trockene Trails zum Austoben geben sollte. Wie man sich doch täuschen kann!

Auf der Fahrt nach Jachenau Dorf beschreibt mir Christian die Runde, die er für uns geplant hat: Wir laufen die Rappinschlucht hoch und weiter bis zur Staffelalm. Von dort unterhalb der Kaltwasserwand zur Kotalm und hoch zur Jocheralm. Optionell können wir auf den Jochberg laufen, ansonsten gleich über den Sachenbachtrail zurück nach Jachenau; ein Ründerl um die 19km. Da fängt man das Träumen an und halluziniert bei den angekündigten milden Temperaturen trockene Trails in die Landschaft. Entsprechend die Schuhwahl. Dynafit Feline SL. Wäre ja noch gegangen, wenn ich wenigstens meine wind- und wasserdichten Sealskinz-Socken mitgenommen hätte. Wie deppert! Für was habe ich sie denn!

Wir starten am Schützenhaus-Parkplatz unterhalb der Kirche (zahlungspflichtig, 2,00€/Tag, auch der andere Wanderparkplatz). Es geht über ein Brückerl über die Kleine Laine, und schon sind wir auf einem Trail unterwegs. Mal auf mal ohne Schnee. Entlang der tief eingeschnittenen Laine erreichen wir eine vereiste Forststraße und orientieren uns Richtung Benediktenwand. Nach ca. 3,5km geht links bei einem Marterl und einer Brücke ein ausgeschildeter Abwzeiger weg. Rabenkopf/Rappinschlucht. Ein dicker Schneeteppich liegt vor uns, ungespurt. Vielleicht, weil in Wanderführern davon abgeraten wird, diesen schmalen exponierten Pfad bei Feuchtigkeit, Schnee und Eis zu begehen. Da ich mich eher zu den Angsthasen zähle, habe ich es mir vorbehalte, umzudrehen. Da aber der Schnee an den heiklen Stellen relativ hoch lag und es keine eisigen Stellen gab, waren diese gut zu meistern. Das war gut so, denn die winterliche Landschaft und der tiefe Blick hinunter in die Klamm der Rappinlaine sind ein großartiges Schauspiel. Wir mittendrinn. Und unsere Füße mittendrinn im Schnee, jedenfalls anfangs im unteren Teil des Anstiegs. Weiter oben schon scheint die Sonne auf den schmalen Pfad und der Schnee wird weniger. Viel zu früh führt der ansteigende Pfad in den Wald hinein, und das Laufen mit Tiefblick findet ein Ende. Wieder geht es auf und im Schnee dahin, manchmal wadeltief. Heute spurt Christian.

Eigentlich spurt er immer, auch ohne Schnee ;-). Ich habe ihm schon gedroht. Wenn du beim Spurt nicht spurst, musst du Liegestützen machen.

Die ersten 5km liegen hinter uns. Weiter gehts über einen bewaldeten Bergrücken, und nach weiteren 2km erreichen wir die sonnige Terrasse der Staffelalm. Hier bläst der Föhnwind ordentlich. Nicht aber auf der windabgewandten Seite, wo wir Pause machen. Ich ziehe meine nassen Schuhe und Socken aus und lege sie in die Sonne. Christian meint, das bringe nichts. Zwanzig Minuten später weiß ich, was er meinte. Jedenfalls genieße ich die Wärme auf meinen Füßen, während er zu einer Wasserstelle läuft, um seine Flasche aufzufüllen. Erneut ist er ohne Trinkrucksack unterwegs.

Wenn man erstmal sitzt ...

Aber der Jochberg wartet. Und der ist noch weit weg. Nach zwanzig Minuten stecke ich meine luftgetrockneten warmen Füße in patschnasse Socken und schlüpfe in kalte Schuhe. Brrrr! Steif im Kreuz geht es erstmal weiter, bevor wir wieder locker im Laufmodus bergab unterwegs sind. Ohne GPS wäre der Pfad, der uns hinüber zur Kaltwasserwand bringt, nicht zu finden. Was das Stapfen und Laufen im Schnee anbelangt, macht mir Christian keine Hoffnung, im Gegenteil. Die Ecke unterhalb dieser Wand mit dem Gänsehautnamen sei ein richtiges Kälteloch, und er befürchtet, dass es dort Ecken gibt, wo sich Schnee aufgetürmt haben könnte. Er sollte Recht behalten. Wieder wühlen wir uns im Schatten durch tiefen Schnee. Ich versuche, in seine Fußstapfen zu treten, gebe es aber bald auf, seine Schritte sind mir zu lang. Las ich auf einer Wandertafel eben noch, Jochberg 1 1/2 Stunden, hoffte ich auf einigermaßen laubare Trails, wenigstens mal ein, zwei Kilometer, um wieder warme Füße zu bekommen, so wurde ich erneut enttäuscht. Langsam nähern wir uns der Kotalm, es geht steil hinunter, und hier endlich stückchenweise Pfad und ein paar Grasbuschen, über dié wir hinunterbalancieren. Unten im Flachen dann wieder Tiefschnee. Links oben der Hirschhörnlkopf. Schneefrei und in der Sonne. Wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen.

Ein ganzes Stück vor der Kotalm zeigt eine Wandertafel die Richtung hoch zum Jochberg via Jocheralm. Wir folgen ihr und den Spuren eines Schneeschuhgängers, die sich bald verlieren. Christian schaut auf sein GPS, schaut und schaut ... ich kenne das mitlerweile, und meist verheißt das nichts Gutes. Der Pfad hinauf bleibt uns verborgen. Ich persönlich glaube ja, dass hier kein Schneeschuhgänger unterwegs war, sondern ein Schneeschuhhase (Lepus americanus).

Ehrlich gesagt, hatten wir auch keine Lust, hier im Schnee uns auf die Suche zu machen, so verlockend auch die Aussicht war, den Sachenbachtrail Richtung Walchensee zu laufen. So verzichteten wir auf die 200hm zur Jocheralm und laufen hinunter zur Kotalm. Ein richtiges Schneeloch, selbst der Forstweg. Hilft alles nichts, auch da müssen wir durch. Christian spurt in der Mitte des Wegs, ich laufe links auf aperen Stellen. Dummerweise liegt da eine Schleife Stacheldraht. Ich verheddere mich in ihm, zerreiße dabei mein Calf und ritze mir die Haut auf. Desinfektionsmittel und Pflaster drauf, und schon gehts weiter.

Dann ... endlich ... der Schnee wird weniger, weicher, und endlich können wir wieder laufen. Richtig laufen! Die eisigen Füße? Vergessen. Die Anstrengung? Vergessen. Die letzten 4,5km hinunter in die Jachenau ließen mich innerlich juchzen, und ich denke, Christian hat ähnlich empfunden. Er zeigt rechts hinüber, dorthin, wo wir nach dem Sachenbachtrail herausgekommen wären. Alles im Schatten und voller Schnee. Wir hier in der Sonne und den letzten Kilometer auf Asphalt.

Statt 19 waren es 17,6km. Die 866 Höhenmeter sind eher bescheiden aber respektabel, bei diesen Bedingungen heute. Wie heißt es so schön: Hinterher hat man gerade bei schlechten Bedingungen was zu erzählen. Ja, und das habe ich eben gemacht. Jetzt im Rückblick kann ich dieser Runde sehr viel Schönes abgewinnen. Vielleicht auch deshalb, weil ich bis auf die letzten Kilometer ohne Musik unterwegs war. Höre ich - meine! - Musik, wirkt dies wie ein Verstärker meiner Emotionen bis hin zu Himmelhochjauchzend. Geerdet allerdings fühle ich mich, wenn mich wie heute, das Plätschern eines Gebirgsbachs und das Gezwitscher von Vögelein begleiten.

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: Insomnium - Weighed Down With Sorrow

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Panoramablick - Staffelalm. Bildmitte: Benediktenwand


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