Trailrunning: Um den Risserkogel - Wallberg

Winni Mühlbauer - Trailrunning Rund um den Risserkogel - 26.5.17


26.5.17
Geschmolzene Kilometer
Winni + Christian

Wir haben uns für heute eine Runde ausgesucht, die uns um den Plankenstein und Risserkogel und über den Setzberg und Wallberg führen wird. Diese Entscheidung trafen wir, weil es im Sommer dort oben sehr trocken und heiss werden kann. Auch wenn der Himmel heute in schönstem Blau strahlte und es in der Sonne wieder gut warm war, es war nicht drückend. Um 14 Uhr hatte es am Wallberg 14 Grad bei böigem Südwind.

Die Frage aber war, wie herum wir laufen wollen. Auf den Wallberg kann man hochgehen (fürs Laufen ist er überwiegend zu steil) oder von ihm runterlaufen. Hochlaufen oder flottes Gehen kostet Körner, und wenn man dann noch 18km vor sich hat, wird's anstrengend. Runter dagegen werden wir gezogen, und nach 18km heißt es dann nur noch konzentriert sein und immer schön die Füße heben, vor allem, wenn man Christian als Pfadfinder dabei hat. Der hat steile Trails hinunter gefunden, die ... die die Kilometer hinunter schmelzen ließen. Jedenfalls waren wir uns einig, dass wir die Runde im Uhrzeigersinn über Enterrottach laufen werden.

Unterhalb vom kostenfreien Parkplatz der Wallbergbahn geht es erstmal 3 Kilometer in leichtem Auf und Ab und meist im Schatten hinüber ins verträumte Enterrottach mit der Mautstelle für die Straße nach Valepp. Parallel zur Straße laufen wir auf einem Wanderweg in Richtung Moni-Alm und machen einen kurzen Abstecher hinunter zum sehenswerten Rottachfall. Wir landen wieder auf Asphalt, langsam wird es steiler. Nach gut 5km geht es ausgeschildert rechts weg über eine Brücke auf einen Wanderweg, der in der Steigung richtig anzieht und uns an den Fuß des Plankenstein (auch Blankenstein) bringen wird. Noch ist es schattig. Bald aber erreichen wir den Waldrand und laufen in der Sonne weiter bergan über ein Almplateau mit Blick auf den Risserkogel, erreichen die Sibli-Winterstube mit ihren weitläufigen Wiesen und erfrischen uns mit eiskaltem Wasser. Ich tauche mein Buff ins Wasser und ziehe es mir klatschnass über den Kopf.

Mit kühlem Kopf geht es wieder in den Wald hinein. Auch dem Sibli-Wasserfall statten wir einen kurzen Besuch ab und laufen weiter im Schatten in Richtung Plankenstein. In einer Waldlichtung taucht plötzliche eine kleine Hütte auf, fast so, als wollte sie sich verstecken, die Blankensteinhütte (1214m). Auch hier fließt reichlich kaltes, kristallklares Wasser. Was werden wir verwöhnt hier! Heruntergekühlt laufen wir forsch weiter, bis wir vor einer beeindruckenden Wand aus Fels stehen bleiben. Wie ein Riff baut sich vor uns der Plankenstein auf, wuchtig und erhaben, man könnte meinen, wir sind in den Dolomiten unterwegs.

Christian erzählt mir, wie er hier vor vielen Jahren mit Spezln eine Route (4 Seillängen) geklettert ist, eine Rotpunkt-Begehung, die aber vorher von oben nach unten durchgeklettert worden war, um die Kletterhaken zu setzen. Gerne höre ich ihm zu, wie er mir die Klettertechnik erklärt, die hier zielführend war. Die Sicherung links und rechts mit beiden Händen in einen Spalt und dann hochziehen. Er deutet auch auf Stellen, wo durch Erosion in der Wand breite, lange Spurrillen entstanden sind, und wie Kletterer hier einfach den Fels ... wie sage ich das jetzt blos? Wie Kletterer einfach das Stück Fels in die Hand nehmen wie ich ein dickes Stück Käsekuchen. Ich jedenfalls bleibe lieber beim Kuchen, Klettern tue ich höchstens abends ins Bett. Fensterln ginge auch noch.

Ein wenig klettern müssen wir dann aber doch, in wildromantischer Landschaft liegen große Gesteinsbrocken von einem Felssturz vor uns. Vorbei geht es am Riederecksee, der smaragdgrün tief unter uns liegt. Dachten wir noch, die Blankensteinhütte wäre vom Idyll her nicht zu übertreffen, erreichen wir die kleine Riedereckalm, die noch schöner liegt. Wir beneiden die jungen Burschen, die auf einer schmalen Bank hocken und glückseelig in die Welt schauen. Wir laufen weiter über einen grasigen Rücken in Richtung Sattel, unterhalb dessen eine Gedenksäule steht, die daran erinnert, dass hier 1954 vier Menschen Opfer einer Lawine wurden, darunter zwei Mitglieder der Hettlage-Familie. Bald erreichen wir eine Weggabelung. Rechts geht es hinauf zum Risserkogel, und ... Wir stehen ein wenig ratlos da, denn der Pfad, der uns über einen Bergrücken auf die andere Seite des Risserkogels zur Bernauer Alm führen soll, ist erstmal nicht zu finden. Quer über eine Almwiese laufen wir ein gutes Stück hinunter, entdecken dann den Trail und laufen wieder hinauf. Oben ankgekommen öffnet sich ein sagenhaftes Panorama. Vor uns die Blauberge, über deren Kamm wir dieses Jahr unbedingt nochmal laufen wollen. Dahinter protzt der Guffert, und ganz hinten leuchtet der gezuckerte Hohe Tauern - ein Traum! Dazu geht es auch endlich mal wieder bergab. Yeah!

Wir staunen nicht schlecht, als sich uns vor der Bernauer Alm ein neues Panorama eröffnet. Eine Decke, zwei Mädels drauf, im Bikini. Gut ausgestattet mit allem, was Trailrunnerherzen noch höher schlagen lässt. Wir flachsen ein wenig mit den beiden - aus sicherer Entfernung! - und stürzen uns dann auf den Brunnen mit kaltem Wasser, von dem die Mädels meinten, es sei fürs Vich. Mir san doch a Vicha, sagte ich, und nahm mein Maul gleich nochmal voll, diesmal mit Wasser.

Die Hälfte der Strecke liegt hinter uns, und vor uns der Aufstieg hoch zum Grubereck (1664m). Immer wieder bleiben wir stehen und genießen das großartige Panorama mit den Blaubergen. Vom Grubereck hinüber zum Setzberg laufen wir an der Kante entlang auf einem schattigen Waldtrail vom Feinsten. Wir blicken zurück zum Plankenstein, der von hier aus gesehen schmal und bizzar vor dem Risserkogel in die Höhe ragt. So nackert der Setzberg (1712m) vom Wallberg aus gesehen ist, auf seiner Rückseite ist er bewaldet. Ein richtiger Pfad zu ihm hinauf ist kaum auszumachen, in steilem Gelände mit freiliegenden Wurzeln steigen wir hoch. Oben angekommen geht es kurz über eine Almwiese, und wieder staunen wir über das Panorama heute, dank exzellentem Wetter. Auf der anderen Seite der Blick zum Wallberg und hinunter zum Tegernsee. Auf den Setzberg zu laufen ist aber nicht nur wegen seiner Aussicht ein absolutes Muss, der kurze Downhill im Zick-Zack hinunter zum Wallberghaus macht richtig Spaß.

Jetzt noch rauf auf den Wallberggipfel (1722m). Vorbei am Seniorentreffpunkt Wallbergkapelle und den unterhalb liegenden Flugplatz der Luftakrobaten, stehen wir nach ein wenig Kraxelei auf dem Gipfel mit seinem seltsamen Aufbau aus Felsbänken. Ich beobachte einen rot-weißen Windsack, der hier oben den echten Wind anzeigt, und wie er sich relativ rasch schon mal um 180 Grad dreht. Ich denke mir, was Christian in diesem Moment sagt: Wenn das beim Starten mit dem Gleitschirm passiert, hat man ein Problem. Uns ist das wurscht, wir genießen einmal mehr das ...

Ob hier auf dem Gipfel oder am Setzberg verriet mir Christian: wohl von den Panoramen derart begeistert, hatte er den Mittagsgong überhört und vergessen, etwas zu essen. Vielleicht war er auch nur darauf konditioniert, auf einem Gipfel in seinen Riegel zu beissen, weil wir das sonst meist so machen. Ich glaube ja eher, die Bernauerinnen haben ihm den Kopf verdreht. Jedenfalls hat er jetzt wieder genug Kohlenhydrate für die rund 900hm Downhill hinuter zur Talstation. Wer schon mal beim Wallberglauf dabei war (seit 2016 gibt es ihn leider nicht mehr), der weiß, dass auf 5,5km stolze 860hm auf dem Winterweg zu bewältigen sind. Es geht aber auch noch steiler und deutlich holpriger. Während ich in der Bergstation nochmal Wasser aufgefüllt habe, hatte Christian die Karte studiert und mich mit seltsam strahlenden Augen empfangen.

Kameradschaftlich fragt er mich, wie ich jetzt hinunterlaufen würde. Na so, wie ich schon drei- oder viermal hinunter bin, mal auf den Sommer-, mal auf den Winterweg. Wir laufen den Sommerweg, sagte er, und ich wunderte mich, dass er bereits kurz nach dem GS Startplatz rechts auf einen Trail einbog. Eine Abkürzung, kam es kurz, und schon war er weg. An einer Biegung des Sommerwegs wartete er auf mich, und schon verließ er diesen Weg wieder mit den Worten, eine Abkürzung. Dieser Trail war dann auch schon deutlich steiler. Wieder wartet er auf mich und läuft dann auf einen noch steileren Trail hinunter, die Abkürzung der Abkürzung, rief er mir zu, und auch, dass die letzten beiden Pfade nichtmal auf seinem GPS zu sehen waren. So liefen wir von Kehre zu Kehre des Sommerwegs auf steilen Trails hinunter, wobei ich bei den letzten beiden kniff. Beim Lauf um die Hochries hatte ich mir kurz vor Ende durch ein Wegrutschen auf einem nassen Stein die Patellasehne gestresst, und die fing an zu mucken.

Und so kam es, dass die ohnehin steilen 5,5km hinunter durch die Abkürzungen auf 3km geschmolzen sind.

Hier der Track: Wallbergbahn - Enterrottach - Grubereck - Setzberg - 24km /1550hm - Trailrunning


In the meantime: Jimmy Lafave "Hideaway Girl"

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Blick vom Setzberg auf Risserkogel u. Plankenstein 27.5.17


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